Freitag, 20. April 2012

Sprachblasen

Die Sprache braucht Veränderung.
Sie braucht Veränderung ebenso, wie ALLES Andere ebenso in Veränderung ist.
Eine platte "Weisheit": DaSein ist stetes AndersSein. Was ich eben war, bin ich Jetzt nicht mehr, oder wie Franz Beckenbauer mal gesagt hat (und er hat es auch nur übernommen): "Was interessiert mich mein Geschwätz von Gestern". Klar, die Sprache ist in Veränderung, Heute gibt es Wörter und Wortzusammenstellungen, die vor/in ? Jahren kaum Eines verstehen würde, aber ... Es gibt immer ein Aber.
Aber, ist das die richtige Richtung? Immer mehr Bedeutungen und Farben in ein und dasSelbe Wort zu packen (siehe dazu auch den Beitrag: "Die Freiheit der Liebe", vom 02. März 2012)? Und somit, wie ich meine, die Worte zu entsozialisieren. Ein Wort wie: Wahrheit, hat bald keinen allgemein verständlichen Sinn und Inhalt. Jedes verwendet das Wort mit einem anderen Inhalt, einer anderen Aussage und einer anderen Färbung, wenn es dann beim Anderes ankommt, füllt Das wiederum eine ganz eigene Bedeutung ein und somit sprechen und schreiben Zwei dasSelbe Wort, meinen aber etwas völlig verschiedenes.
Heute lass ich beim Spaziergang durch die Berliner Glinkastrasse folgendes Schild an einem Zaun: "Botschaft der Demokratischen Volksrepublik Nordkorea". Nun, was bedeutet zumindest für die Nord-Koreaner das Wort: Demokratie?: »EinFamilienDynastie«Für Nordkorea ist in dem Wort "Demokratie" nur die Familie Kim enthalten und viel Militär, Hunger und unerschütterliche Folgsamkeit.
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Was bedeutet Ihnen das Wort "Demokratie"?
Ich denke, Wir sind von der ursprünglichen Bedeutung der Demokratie, nämlich, dass Alle Bürger/MitGlieder einer Gesellschaft gemeinsam entscheiden und abstimmen, was in und mit der Gesellschaft passiert, noch ein gutes Stück entfernt. Das waren auch die Griechen, die dieses Wort gebildet haben. Dort galten nur Männer und nur aus wenigen Familien als Volk, der Rest der Menschen sollte Schweigen und Folgen, also eher das Nordkoreanische Modell. Vielleicht geht es also bei der Weiterentwicklung der Sprache eher um Entschlackung, um Reduzierung, um Verdeutlichung von Begriffen, die mehr oder weniger Alles um einen kleinen Kern herum bedeuten können. So, wie in dem Begriff Demokratie auch die EinFamilienHerrschaft steckt, als sei das Volk nur eine Familie und der Rest sind "Sklaven" und "Frauen", also nicht-stimmberechtigte Menschen.
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Das die Beschäftigung mit der Genauigkeit und dem Inhalt von Sprache, schon mit dem Aufflammen der Sprache begonnen hat, zeigt mit anderem der Platonische Dialog "Kratylos"; ich möchte aber eine neuere Auseinandersetzung damit wieder vor Sie und mich hinstellen, eine von einem meiner Vorbilder, aber zuerst ein passendes Gemälde:
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Mark Rothko, "Entombment II"
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Signifikant: Das Bewusst-Sein spricht. Das Bewusst-Sein spricht in Worten. Sprache. Welch ein Wunder!? Einfach so entstanden? Ein so mächtiges Werkzeug! Das ist doch eine Frage wert. Seit Wir Menschen sprechen, ist die Entwicklungsgeschwindigkeit sowohl der gesellschaftlichen Verhältnisse, als auch der Technik exponentiell abgehoben. Abgeflogen, oder auch Aufgeflogen! Das Körper kommt dabei kaum mehr mit. Und bremmst.
Was verständlich ist. Denn, was versteht das Körper von Sprache? Nun, Es spricht und versteht Sprache, aber wie weit reicht das, in das Körper hinein? Lesen Sie der linken Hand, wahlweise auch dem linken Knie, das Sie auch sind, einmal folgende Zeilen vor:
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"Also ist der Poet wahrhaftig ein Dieb des Feuers. Er ist beladen mit der ganzen Menschheit, sogar mit den Tieren. Er muss, was er erdichtet entdeckt, fühlbar machen, tastbar, hörbar, und wenn das, was er von da unten heraufholt, Form besitzt, so gibt er es als Form; ist es formlos, dann gibt er das Formlose. - Eine Sprache finden - und wenn schliesslich jedes Wort ein Gedanke ist, dann kommt auch die Zeit einer Universalsprache! Man muss schon Akademie-Mitglied sein - mehr tot als ein Fossil -, um ein Wörterbuch zu verfassen, in welcher Sprache auch immer. Wenn Schwächlinge anfangen, über den ersten Buchstaben des Alphabets nachzudenken, können sie ganz schnell dem Wahnsinn verfallen! Diese Sprache wird von der Seele kommen und zur Seele gehen und alles zusammenfassen: Düfte, Töne, Farben und den Gedanken, der dem Gedanken folgt und ihn weiterführt. Der Poet bestimmt dann das Ausmass des Unbekannten, das zu seiner Zeit in der Allseele erwacht: er gäbe mehr - als die Formel seines Gedankens, als die Aufzeichnung seines Weges zum Fortschritt! Indem er das Ungewöhnliche zum Gewöhnlichen macht und alle es aufnehmen in sich, würde er in der Tat zu einem Vervielfacher des Fortschritts!".
Arthur Rimbaud in einem Brief an Paul Demeny, vom 15.Mai 1871. 

Nun kommt ein ganz persönlicher "Shitstorm", eine Verzweiflungstat, die das Selbst genauso beklagt und das Andere anklagt, wie es hilflos ist, die passenden, weil verständnisvollen und hilfreichen Worte zu finden, aber es musste mal raus, egal, ob es mir oder Ihnen gefällt:

Signifikat: Hat die Hand diese Gedanken ergriffen, hat sie sie gar begriffen, oder sind nur Regionen im Gehirn damit befeuert worden? Was weiss der Magen von der Welt, (von) ausser was Es isst? Wo bleibt da das Bewusst-Sein? DaDa! Das Mensch denkt, aber die Gedanken reichen meist wenig weit, nur nah und sind ebenso schnell oft genug vergessen. Den besten Wünschen mangelt es fast zu 100% an Übersetzung in Körperkraft. Was weiss das mehr zu würdigen? Das Leben oder mehr das Tod? Beide leuchtet die Sprache aus. Beide schätzen das bisher wenig. Der Funktionsraum (lat. "fungi" = 'verrichten, vollbringen') der Sprache, das Denken, wird an der sehr kurzen Leine gehalten.
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Ein Klärungsversuch: "Unser Gehirn scheut das Denken, weil es eine wahnsinnig energieraubende Tätigkeit ist. Wer nachdenkt dessen Grosshirnrinde verbraucht ungeheuer viel Zucker und Sauerstoff. Deshalb versucht unser Hirn, möglichst wenig nachzudenken und alles Mögliche zu automatisieren. Das ist billiger."
Prof. Dr. Gerhard Roth, in 'Der Spiegel', 2/11 (Titel: "Die zerhackte Zeit").
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"Unser" Gehirn scheut also das Denken?
Was sagt "Unser" Magen dazu? Was "unsere" rechte Arschbacke? "Unser" GeHirn unterliegt also der geringen Versuchung wenigstens zu denken, weil das eine wahnsinnig ungeheuer raubende Tätigkeit ist, das ist billiger. Geiz ist Geil. Weniger ist mehr. Jetzt ist alles klar, oder? Warum beschneiden Wir Menschen zuerst immer die Kunst- und Bildungsausgaben? Es ist billiger.
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Und es läuft einfach alles besser (voll-)automatisch. Die Wissenschaft hat also endlich bewiesen, was den Politikern und Potentaten schon lange Recht ist, oder? Nein. Keine Schelte der Po's, Wir Menschen sind Alle schnell dabei,
!Einschränkung!: fast Alle, schnell dabei, jegliche physischen Ausgaben für den Wissenserwerb, die Fremdenerfahrung, eine Erlebniseinordnung und die Verantwortungserweiterung zu begrenzen oder zurückzunehmen, wenn gespart werden muss. Bisher kommt der Eigennutz weitgehend ohne das Fremde aus. Und gespart werden muss dauernd, oder? Es lebe die Ignoranz! Die Frage der Bewertung stellt sich dann nicht. Und die Huldigung der Intuition ist vergesslich, sie vergisst, dass die Intuition zwar im Augenblick des intuitiven Handelns ohne den Verstand auskommt, das Denken aber, in der Vorbereitung des "Handelns ohne Worte", sehr wohl braucht, ohne zu Vergessen, das in der Intuition auch mehrere Millionen/Milliarden Jahre der Erfahrung stecken.
Intuition ohne Verstand schlägt zu.

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