Donnerstag, 29. März 2012

Glaubens-Dialog

Gestern hat ein Kommentator, ich glaube es war in der FAZ, die Religion(en) schon mal vorab ins Museum gehievt, oder hat den Glauben gar schon im Museum gesehen, ich weiss nicht mehr so genau.
Oliver-August Lützenich weiss, das ist Unsinn, eine ziemlich bornierte Ansicht.
Die Religionen sind Alltag, auch wenn Manche sie gerne auch mal zum Teufel wünschen.

A pro pos "Teufel", da war doch was in meinem "Museum", in meinem Archiv, zum Thema (christlicher) Glaube und der Satan, ein SelbstDialog:

Und DaZwischen ein paar wunderbare Gemälde zum Thema.
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Yves Klein, "Christus trägt das Kreuz"
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Z>Warum der Bezug auf die Bibel?

A<Sie ist für mich am prägendsten, die anderen prägenden und zivilisierenden Werke der Menschheit kenne ich zu wenig. Die Werke des Hinduismus, der Ägypter und der Perser, von Konfuzius, von Laotse, von Buddha, von Mohammed, von Homer und vieler Anderer. Sie alle sind geschaffen worden, um den Menschen zu erleuchten und zu befrieden. Allesamt aufklärerische Werke, aber die Bibel ist mir am nächsten, sie entfaltet nach wie vor in mir und um mich herum die stärkste Wirkung. In ihrer Folge auch der Koran und die Vielzahl an religiösen oder auch atheistischen Werke, die daraus entstanden sind.

Z>Ich ahne etwas. Die Bibel ist die Geschichte von Menschen, die beständig unterwegs sind, von Adam und Eva, dann Noah, über Abraham und Sara, die aus dem Zweistromland auszogen und Moses, der mit den Israeliten aus Ägypten auszog. Alles Menschen, die in der Fremde siedeln, vertreiben und selbst wieder vertrieben werden und weiterziehen bis ins gelobte Land, wo sie wieder vertrieben werden, zurückkehren und wieder vertrieben werden und so weiter und so weiter, bis Heute. Kein Wunder also, dass sie der personifizierten Furcht den Namen der Vertreibung, der Verfolgung und der Hetze gegeben haben (also: Satan).

A<Mit einem Gott, dessen Launen sie vollständig ausgeliefert waren, der sie wesentlich mehr straft und verletzt, sie vertreibt und dezimiert, als dass er sie in Sicherheit wiegt und beschützt. - Nebenbei: Wie sehr prägt diese Geschichte die heutigen Menschen, deren Religionen in der Bibel wurzeln? Aber zurück. - Kein Wunder also, dass der Satan auch nur 3 mal im Alten Testament erwähnt wird, in der Chronik, bei Hiob und im Buch Sacharja. Bei so einem Gott, braucht es keinen besonderen Bösen. Bei Hiob bringt der Satan, mit Erlaubnis Gottes, Hiob zur Verzweiflung und das, weil Gott Hiob testen möchte; der Satan ist also der Versucher Gottes, der die Standhaftigkeit Hiobs zu Gott prüft und dabei sogar soweit geht, alles zu vernichten, was Hiob lieb und wichtig ist. Bei Sacharja steht Satan rechts vom Hohepriester Jeschua vor dem Engel des Herrn, der wiederum den Herrn, also Gott, darum bittet, Satan in die Schranken zu weisen. Das wars auch schon.
Aber das bemerkenswerteste ist die quasi Gleichsetzung von Gott und Satan in den beiden fast gleichlautenden Erzählungen von der ersten Volkszählung im Israel Davids. In der Chronik, 21,1 und beim 2. Samuel, 24,1. In den Chroniken lautet die Aufforderung zur Volkszählung: "Der Satan trat gegen Israel auf und reizte David, Israel zu zählen. David befahl Joab und den Anführern des Volkes: Geht zählt Israel von Beerscheba bis Dan." Bei Samuel aber steht: "Der Zorn des Herrn entbrannte noch einmal gegen Israel, und er reizte David gegen das Volk auf und sagte: Geh, zähl Israel und Juda. Der König befahl daraufhin Joab ... Durchstreift alle Stämme Israels von Dan bis Beerscheba."

Z>Ich weiss noch eine Stelle. Im Buch der Weisheit, 2,23 steht: "Durch den Neid des Teufels kam der Tod in die Welt." Wobei das unglaubwürdig ist, weil Gott den Tod in den Gesetzen reichlich als Strafe ausspricht, demnach der Tod in erster Linie Gott nützlich ist. Satan ist also der Zorn Gottes, der Name für eine Laune des Herrn, für die Boshaftigkeit oder auch nur für die Unsicherheit Gottes?
Denn wäre Gott nicht unsicher, wieso bräuchte ein "Allwissender" sonst die Versuchung des Hiob und vieler Anderer?  Und diese Unsicherheit hat Gott auch an seinen Sohn Jesus weitergegeben, denn der fragt unter anderem in Matthäus, 16,13 seine Jünger: "Für wen halten die Leute den Menschensohn?" und fragt sie auch direkt: "Ihr aber, für wen haltet Ihr mich?" So reicht die Unsicherheit, die Ungewissheit von der Schöpfung, bis in die Geschöpften hinein.
Was Grundlegend ist, bestimmt auch das daraus gewachsene. Das ist das fraktale, das Du vorhin erwähntest?

A<Genau. Gott ist genauso starrköpfig und unsicher, wie das Mensch, den Er geschaffen hat; das sagt Er auch laut der Genesis, aber Gott ist auch noch viel mehr: Gott ist die Einheit von Gut und Böse, Gott ist die überhöhte Widersprüchlichkeit, ist so Gerecht, wie Ungerecht, so Schöpferisch, wie Zerstörerisch, so selbstbezogen und fremdenfeindlich, wie fremdenfreundlich, so versorgend, wie strafend.
Der Gott der Bibel ist die personifizierte Natur, so launisch und unvorhersehbar wie die Natur. Gott ist der Name für das überwältigende Gegenüber, der alles überragende Andere, das die Natur dem Menschen war. Ich betone: war!
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William Turner, "Die fünfte Plage der Ägypter"
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Gott hat das Leben, hat ES geschaffen und gestaltet ES, mit Uns mittendrin. So wie wir Menschen bis Heute dem ErLeben ausgeliefert sind, das Uns geschaffen hat und einhüllt, so waren die Menschen der Bibel dem Herrn und Gott ausgeliefert. Sind es in weiten Teilen bis Heute.

Z>Diese Widersprüchlichkeit war den Schreibern der Bibel anscheinend bewusst, sonst hätten Sie die Widersprüche in den Geschichten der Bibel wohl ausgemerzt. Die Schilderung der Volkszählung hätte dann denselben Verursacher und würde auch nur einmal vorkommen.

A<Das vermute ich.

Z>Die Widersprüchlichkeit beginnt ja, wie Du bereits angedeutet hast, schon in der Genesis. Gott setzte die Menschen in das Paradies und verbot ihnen unter Androhung des Todes, vom Baum der Erkenntnis von Gut und Böse (Bewusst-Sein?) zu essen.
Ein paar Sätze weiter sagt die Schlange: "Nein, das stimmt nicht. Sobald ihr davon esst, gehen euch die Augen auf; ihr werdet wie Gott und erkennt Gut und Böse". Und Sie sahen, dass der Baum eine Augenweide(!) war und assen von seinen Früchten. Da gingen Beiden die Augen auf, und sie erkannten, dass Sie nackt waren. Adam schob die Schuld auf Eva - was übrigens "Leben" heisst, so wie Adam "Mensch" heisst, der männliche Mensch schob also die Schuld für die Erkenntnis von Gut und Böse auf die Frau, insgeheim auf das Leben -, also auf Gott den Schöpfer des Lebens.
Worauf Sie von Gott aus dem Garten Eden vertrieben wurden, um daraufhin mit harter Arbeit, auf dem "verfluchten" Ackerboden und mit den Schmerzen der Geburt, das Leben zu fristen. Gott der Herr sprach: "Seht, der Mensch ist geworden wie wir"(!).
Mensch beachte, Gott spricht von sich zum ersten mal in der Mehrzahl, und da Wir so sind, wie Gott, sind auch Wir alle Vielheiten, ist doch so, oder?
Aber weiter: "...der Mensch ist geworden, wie wir; er erkennt Gut und Böse." Dass das Mensch nicht auch noch vom Baum des Lebens isst und ewig lebt, wird Es aus dem Paradies vertrieben. Seltsam nur, dass das Wort "ewig" aus dem indoeuropäischen Ur-Wort 'aiu' gewachsen ist, und das bedeutet "Lebensdauer oder Lebenskraft", im griechischen Wort 'aion' fällt die "Lebenszeit" zusammen mit der "Ewigkeit". War dem "Herrn" das bewusst, dass die Ewigkeit, die Spanne eines Lebens ist und nicht die "Un"-Endlichkeit?
Die das Leben übrigens gar nicht zu bieten hat, das Leben ist die vollkommene Endlichkeit, nicht mehr und nicht weniger, als das.

A<ErLeben ist Endlichkeit. Deshalb ist es Lebendigkeit. Die Unendlichkeit gibt kein ErLeben her. Das SEIN ist erleblos.

Z>Das finde ich auch. In der Unendlichkeit gibt es nichts mehr zu tun. Dann ist doch alles vergeblich, denn alles bleibt in der Unendlichkeit, wie es ist. Nichts vergeht, nichts verfällt, nichts ist Endlich und vergänglich; alles bleibt ohne Ende bestehen. Stell Dir diese unendliche Langeweile vor!? Da bin ich lieber Ewig.

A<Viel lieber. Lieber eine Ewigkeit erleben, als unendlich. Das hat Gott gut eingerichtet.

Z>Aber das interessiert die meisten Menschen doch sowieso nicht mehr, schau Dir doch die leeren Kirchen an und die Austrittszahlen aus den verschiedenen Konfessionen? Selbst dem Islam laufen die Gläubigen davon.

A<Trotzdem, es bleibt die nach wie vor andauernde Prägung des Menschen, durch die lange Zeit, in denen die Religionen die gesellschaftliche Klammer und fast die einzige Sprecherin und Lehrerin war. Im strengen Islam ist das, wie in vielen Regionen, bis Heute noch so; die einzigen Schulen sind Koranschulen, im orthodoxen Judentum wird nur die Thora gelesen und in Europa waren es Jahrhunderte lang nur die Klöster, an denen gelehrt wurde, und die Mönche waren die Lehrer der Herrscher und Könige.
Aufgepasst! Noch im 15. Jahrhundert hat die Kirche in Paris fast ein Jahr lang gestreikt, um Studenten aus den Gefängnissen der Stadt zu befreien. Geschlossene Kirchen, keine Gottesdienste, alles um die Lehre zu sichern und die Lernenden vor der Gewalt der "unge-/unbe-lehrten" Masse zu schützen. Auch das war der Glauben.
Und bedenke, auch die Philosophie und daraus die Wissenschaften, sind Wirkungen des Glaubens. Kinder des Glaubens, um es pathetisch zu formulieren. Dazu ein Beispiel aus dem alten Testament, aus dem Buch der Weisheit, Vers 19,18: "Die Elemente verändern sich untereinander, wie auf einer Harfe die Töne den Rhythmus ändern und doch den gleichen Klang behalten. Dies lässt sich aus der Betrachtung der Geschehnisse deutlich erkennen. Landtiere verwandeln sich in Wassertiere und schwimmende Tiere stiegen ans Land. Das Feuer steigerte im Wasser die ihm eigene Kraft und das Wasser vergass seine löschende Wirkung."

Z>Wow! Dass die Elemente auch in Verbindungen erhalten bleiben, dass die Säugetiere ursprünglich Fische waren und die Wale landbewohnende Säugetiere, bevor sie zurück ins Wasser gingen. Das wussten diese Menschen schon vor über zweitausend Jahren? 
Erstaunlich!

A<Und auch Psychologie. Weisheit, Vers 17,11: "Furcht ist ja nichts anderes, als der Verzicht auf die von der Vernunft angebotene Hilfe. Je weniger man solche Hilfe erwartet, umso schlimmer erscheint es, die Ursache der Qual nicht zu kennen."

Z>Wie bitte? Den zweiten Satz verstehe ich nicht ganz.

A<Die Ursache der Qual nicht zu kennen, erscheint umso schlimmer, je weniger das Mensch von der Hilfe durch die Vernunft weiss. Weiss ich, dass es Hilfe, also Heilung, für meine Qualen gibt, ist das schon etwas Linderung.

Z>Dann brauche ich "nur" noch für die Einnahme oder für die Einholung der Hilfe zu sorgen und bin frei von der Qual. Jetzt habe ich verstanden. Stimmt. Den Grundstein, den Anfang der Aufklärung haben die alten Mythen und religiösen Werke gelegt. Es geht um die Sprache, es geht um die Benennung der Innen- und Umwelt, es geht um die Eindämmung von Gewalt und die Erkenntnis und die Regulierung widerstreitender Gefühle und Begehren innerhalb jedes Einzelnen, sowie von Gruppen und ganzen Gesellschaften. Es geht um die beruhigende Wirkung von Erklärungen und Erfahrungen mit der Natur, um einem Ausgleich im Miteinander und auch ein wenig um die Weiterentwicklung des Menschen. All das leisteten und leisten diese wichtigen Werke.
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Max Beckmann, "Christus und die Sünderin"
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A<Ein weiteres Beispiel aus dem Buch der Weisheit, Vers 13,10: "Unselig aber sind jene, die auf Totes ihre Hoffnung setzen und Werke von Menschenhand als Götter bezeichnen, Gold, Silber, kunstvolle Gebilde und Tiergestalten, oder einen nutzlosen Stein, ein Werk uralter Herkunft. Da sägt ein Holzschnitzer einen geeigneten Baum ab, entrindet ihn ringsum geschickt, bearbeitet ihn sorgfältig und macht daraus ein nützliches Gerät für den täglichen Gebrauch. ... Was dann noch übrig blieb, das nahm er, schnitzte daran so eifrig und fachgemäss, ... formte es zum Bild eines Menschen oder machte es einem armseligen Tier ähnlich ... machte ihm eine würdige Wohnstatt, stellte es an der Wand auf und befestigte es mit Eisen, wusste er doch, dass es sich nicht helfen kann, es ist ein Bild und braucht Hilfe. Aber wenn er um Besitz, Ehe und Kinder betet, dann scheut er sich nicht, das Leblose anzureden. Um Gesundheit ruft er das kraftlose an, Leben begehrt er vom Toten. Hilfe erfleht er vom ganz Hilflosen und gute Reise von dem, was nicht einmal den Fuss bewegen kann. Für seine Arbeit, für Gewinn und Erfolg seines Handwerks bittet er um Kraft von einem, dessen Hände völlig kraftlos sind."

Z>Denkst Du da an die Kreuze und Heiligenfiguren der Kirche?

A<Ja. Was für ein Werk ist diese Bibel, diese heilige Schrift! Voller Wahrheit und Warnung, aber kaum ein-Es hält sich daran. Aber das erstaunliche ist, dass all das nicht aus der Bibel ausgemerzt wurde. Die Bibel ist ein Werk der Offenheit und Vielfalt, Was (Sie + Er + als was auch immer ein-Es daSein möchte = Was) sie mit offenen Augen und Ohren liest, verurteilt jede Form des Totalitarismus, der Diktatur und des Vorurteils, aber Was tut das schon.

Z>Du willst aber bitte nicht verdrängen, das mindestens 10 mal in der Bibel zum Schlagen der Kinder aufgerufen wird; beispielhaft hier nur aus dem Buch der Sprichwörter, Vers 3,12: "Wen der Herr liebt, den züchtigt er, wie der Vater seinen Sohn, den er gern hat.

A<Es ist ein Werk des Menschen, mit allen Ecken und Kanten. Ich halte es für weitestgehend überholt und unzeitgemäss, aber ich schätze und achte es hoch, weil es für die freiheitlichen und unkonventionellen Gesellschaften mitverantwortlich ist, gerade wegen seiner Widersprüchlichkeit und der Extreme. So gross Gott auch war, das Mensch durfte ihm widersprechen, so wie Abraham vor Sodom und Gomorrha in der Genesis, Vers 18,23: "Abraham trat näher zu Gott und sagte: Willst Du auch den Gerechten mit dem Ruchlosen weggraffen? Vielleicht gibt es fünfzig Gerechte in der Stadt: Willst Du auch sie weggraffen und nicht dem Ort vergeben, wegen der fünfzig Gerechten dort? ... Sollte der Richter über die ganze Erde sich nicht an das Recht halten?".
Soll ich die Bibel also verdammen oder ignorieren, wegen dem Unsinn und dem Abscheulichen, das wir Menschen teilweise in sie hineingeschrieben haben, ohne es besser zu wissen?

Z>Gewiss nicht.

A<Dann lass uns darin lieber die  Schätze heraussuchen und bewahren, die noch immer der Erfüllung harren, denn es enthält Perlen der Weisheit und Erkenntnis, wie folgende aus dem Buch der Weisheit, Vers 13,1: "Töricht waren von Natur alle Menschen, denen die Gotteserkenntnis fehlte. Sie hatten die Welt in ihrer Vollkommenheit vor Augen, ohne den wahrhaft Seienden erkennen zu können. Beim Anblick der Werke erkannten sie den Meister nicht, sondern hielten das Feuer, den Wind, die flüchtige Luft oder die Himmelsleuchten (die Götter und Götzen) für weltbeherrschende Götter ... denn von der Grösse und Schönheit der Geschöpfe lässt sich auf ihren Schöpfer schliessen. Wenn sie durch ihren Verstand schon fähig wären, die Welt zu erforschen, warum fanden sie dann nicht eher den Herrn der Welt?"

Z>Ja, noch immer regiert der Mammon (die Zwänge eines anfänglichen Mangels) die Welt und wir leisten Ihm eifrig Götzendienst. Und Milliarden Hungern und darben in Ausbeutung und Ignoranz.

A<So ist es im Inneren und im Äusseren. 

Z>Aber nun ist Gott die Vergangenheit, beziehungsweise die Einheit mit Gott ist es?

A<Ja. Gott ist der Ursprung, ist der Schöpfer, ist der Herrscher der Vergangenheit und auch noch im Hier und Heute. Aber Gott ist dabei Uns, damit meine ich alle ErLebewesen, also inklusive des Menschen, ins Licht [als Bild für die Erhellung der Angst und der Mangelbewirtschaftung (Macht/Triebe) durch Forschung und die Werkzeuge der Folgerichtigkeit (Logik)] zu gebähren.
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William Turner, "Licht und Farbe", nach der Sintflut.
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Z>Die Schöpfung wird also ins Licht hinein entlassen, aus der anfänglichen Dunkelheit, das ist deine Schlussfolgerung und Idee? Deshalb Luzifer (aus lat. "lux" = 'Licht' und dem lat. Verb "ferre" = 'bringen') der Lichtbringer? Schon die ersten Christen haben so etwas vermutet, denn, wie heisst es im ersten Johannesbrief, 3,2: "Liebe Brüder, jetzt sind wir Kinder Gottes. Aber was wir sein werden, ist noch nicht offenbar geworden. Wir wissen, dass wir Ihm (Gott) ähnlich sein werden, wenn er offenbar wird; denn wir werden Ihn sehen, wie er ist." Da ist zwar von Luzifer nicht die Rede, jedoch von einer grundlegenden Veränderung.

A<Genau. Aus der behüteten Götterwelt in die Selbstständigkeit. Aus der engen, - denk dabei an die Angst -, kleinen Familien- und Gruppenwelt, in der stets auch Ein-, Unter- und Überordnung gefordert war, in der Auslieferung und Abhängigkeiten, also Zwang herrschte, hinaus und hinein in das gigantische und das riesige RaumZeit-Volumen, ab ins "Licht".
Noch hält das Mensch die Hand vor die Augen, wie es eben stark Geblendete machen. Und "Luzifer" zieht daran, sanft zwar, aber unnachgiebig. "Luzifer" ist noch eine Person der Furcht. Mit Hilfe 'Gottes' werden die Menschen aber erkennen, das "Luzifer" ihnen den Weg ins "Licht", in das Selbst-entschiedene Freiheit, weist, ihnen beim Umgang mit der Helligkeit und Klarheit des Verstandes und den enormen Weiten des Bewusstseins hilft. Luzifer ist bald kein Begriff der Angst mehr. 

Z>Interessant, Sören Kierkegaard schrieb bereits 1844, in dem Essay, "Der Begriff Angst": "Die Angst ist der Schwindel der Freiheit". Die Angst beruht also auf der beunruhigenden Fremdheit der Welt, der Freiheit des Lebens. Das DaSein ist ErLebendigkeit, das SEIN ist leer davon.

A<Die Angst ist die Tür zur "Un"-Endlichkeit der Welt, wie einige Andere formulieren. Wobei das "Un"- vor der Endlichkeit stets nur die eingeschränkte Sicht, das beschränkte Wissen bedeutet. Die Lebendigkeit ist Endlich, wie schon gesagt, nur in einer Endlichkeit ist Lebendigkeit möglich, ist Veränderung möglich, und die ist die Grundlage von Lebendigkeit. Die Unendlichkeit kommt gänzlich ohne Veränderung aus, wozu auch? 

Z> Und wie Du es siehst, ist Luzifer eine Facette Gottes, ein Bereich Gottes, ein Bereich der Schöpfung des DaSein, in den wir nun wechseln. Luzifer ist also der oder das, das Uns in die Freiheit nach der "Geburt" einführt?

A<Ja, das Wesen oder das Wissen, das Uns in die Hände nimmt oder in Uns hineingelegt wird, hineingelegt von Gott, stellvertretend für die Schöpfung, und Uns in die Freiheit einführt.

Z>Dass Du ein so religiöser Mensch bist, wusste ich gar nicht?

A<Das ist doch keine Frage, schliesslich ist das ErLeben vor Allem/n eine Schöpfung des Glaubens, sehr viel weniger des Wissens, und die Religionen wiederum wurzeln tief im Glauben. Selbstverständlich bin ich ein religiöser, ein auch gläubiger Mensch, ein ErLebewesen, dessen DaSein und Entstehen im Glauben stattfand und -findet, und das diese Wurzeln auch für ein ErLeben im Wissen braucht und nie verlieren wird.
Das Wissen schafft nicht, das Wissen ist.
Der Glaube schafft viel und weiss wenig.
So sind bisher die Verhältnisse.
In Uns, in den ErLebewesen, hat der Glaube etwas geschaffen, das fähig ist, das Wissen d'EsLebens und den Glauben des DaSein im Bewusst-Sein zu vereinen.

Z>Gott ist also die Zeugung, der Schutz  und die Geborgenheit des Heranwachsens, und der Lichtbringer Luzifer ist der Lehrer des EsLebens. Erwartet oder auch befürchtet bereits seit tausenden von Jahren.

A<Damals noch befürchtet, denn damals brauchten wir die Dunkelheit, also die Unwissenheit, die Wärme und die Nähe Gottes noch, - denk dabei ruhig auch an die Trage-RaumZeit in der GebärMutter -. Alles andere hätte und hat uns überfordert.

Z>Du meinst, damals wäre es eine Frühgeburt gewesen und Heute ist die Tragezeit um? 

A<So in Etwa. Es hat damit zu tun, dass mehr und mehr Menschen die Sprache an und ernst nehmen, dass sie als kreatives Werkzeug und Mittel der Sicherheit, also als schöpferisch und befriedend anerkannt und angenommen wird.
Schluss des Dialogs

Gibt es eigentlich eine/n Göttin / Gott des Zweifels? Ich kenne nur die Göttin der Zwietracht, aus der griechischen Mythologie: Eris, aber Zwietracht hat nur wenig mit dem Zweifel zu tun, wenn die Zwietracht entfernt, um zu streiten, ist der Zweifel der Abstand, um möglichst viel in eine Bewertung einzubeziehen.
Also, zweifeln Sie.

NachSätze vom 10. Mai 2014:
Schon verrückt, wie viele Menschen eine durchaus spannende und auch lehrreiche, sogar stimmige Erzählungen, wie Bibel oder Koran, für die Wahrheit halten, als Handlungsanweisung nehmen, fast voll und ganz, ohne darin die Fehler, die Widersprüche und Unmöglichkeiten zu erkennen und genauso, ohne die Weisheit und den guten Rat, die ebenfalls enthalten sind, ernst und anzunehmen. Davon erwähne *ich oben ja ein paar wenige.

Das bedeutet doch wohl, dass das Mensch fast vollkommen ohne Wissen, ohne überprüfte Erkenntnis, ohne Logik und Selbst-Verantwortung auskommt.
Das Mensch kann das Vernunft füllen mit ... (siehe oben, in Wikipedia u.s.w.), braucht das aber nicht, es reicht der Masse das blosse Folgen irgendwelcher Traditionen und biologischer Vorgaben, bis Heute.

Fast erschreckend, wie gross die SpannWeite von fast völliger UnWissenheit, bis zu grosser Klugheit und Selbst-Verantwortung innerhalb des Menschheit ist. Riesig. Wobei die Masse des Menschen eher der Unwissenheit und mehr oder weniger blinden Folgsamkeit hingegeben ist. Schade, weil doch jedes Mensch die Fähigkeit zur Klugheit, ja sogar zur Weisheit innewohnt, aber nur eine Winzigkeit kann diese Fähigkeit auch zur Fertigkeit entwickeln?

Schade, für uns Alle.

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