Dienstag, 20. März 2012

"falscher" Reduktionismus

Aus einer Blog-Diskussion:



Die für meinen Kommentar darin auslösenden Sätze von "Herold Binsack" waren: "Ich persönlich bin nicht vom Reduktionismus überzeugt, also einer Weltanschauung, die alles auf das Eine zurückzuführen wünscht. Richtig: Die Natur ist uns nicht fremd, fremd ist uns eine „Quasinatur“ (vgl. Marx zur Quasinatürlichkeit der bürgerlichen politischen Ökonomie). Quasinatürlich, da sich den Naturgesetzen mehr oder weniger blind zu unterwerfen suchend."

Ich schrieb daraufhin:

Sie wissen inzwischen, das Worte für mich auch so etwas wie Bonbons sind, ich lutsche an ihnen so lange herum, bis ich des Geschmacks, der Zusammensetzung und des Inhalts einigermassen sicher bin, also, was Mensch wohl einen Wortklauber nennt. Wortklauber sind unsichere Menschen, die im mäandernden Wortfluss schwankend nach Halt suchen, nach Orientierung; in der Wirklichkeit, in der dieser Wortfluss mäandert. Wortklauber suchen nach Bedeutung und genauer / passender Bewertung des Inhalts der Wirklichkeit und Sie tun das in und mit dem Beschreibungs- / Bewertungssystem, das diese Wirklichkeit zur Verfügung stellt, der Sprache (den Sprachen). Das sei vorausgeschickt, damit Wir einander richtig verstehen.

Sie schreiben "Reduktionismus" und meinen damit, so kommt das bei mir an, die Tatsache, dass Wir LebeWesen, einschliesslich des Menschen, von der uns schöpfenden Natur selbst-bestimmt (Nicht "Fremd-"bestimmt! Denn für mich ist auch die erdmondliche Natur im DaSein ein (erlebendes) SELBST, in dem wir Menschen vollkommen enthalten sind. Also ist die Form der Einwirkung der Natur / des DaSein auf ihr »InnerEs« eine Form der Selbst-Bestimmung) ... selbst-bestimmt sind, dass Wir also handeln, wie Wir handeln, weil wir voll in die Natur eingebunden sind, auf deren Gesetzen und Regeln gründen, auf Sie "zurückzuführen" sind.

Das als "Reduktionismus", also auch als Einengung / Verminderung zu bezeichnen, ist eine mir inzwischen fremde Sicht, denn die Natur hat inzwischen mehr als genug bewiesen, dass sie weiter, reicher, vielfältiger und in allen Dimensionen überraschender ist, als Wir es wahrscheinlich je sein werden (-> Bionik, Mathematik, Astronomie ...). Sie merken, ich achte die Natur höher, wesentlich weiter, als Uns, deshalb ist für mich Reduktionismus eine Verkehrung der Tatsachen. LebeWesen-Sein ist eine Reduktion des DaSein, nicht umgekehrt.

Aber ich schätze das daSein als Mensch trotzdem über alles, ich möchte keine anderen DaSein-Form sein, das ist ja auch kein Widerspruch.
Was das "Anthropische Prinzip" angeht, folge ich Ihnen gerne, gehe sogar, wie Sie vielleicht, aus den vorSätzen ahnen, noch einen Schritt weiter: die Natur ist NICHT so, wie SIE ist, damit Wir entstehen konnten und SIE uns dann dient, sondern Wir sind ein Zufallsprodukt und dienen als solches bestenfalls der Natur, ansonsten macht ES schnicks! und Wir waren (Waren? --> Haben oder SEIN?). Sie merken, ich bin absolut kein Befürworter einer menschlichen Überheblichkeit. "Alles Andere ist Uns Gleich", das meine ich im mathematischen Sinne, nicht im flappsigen: Mensch = LebeWesen. Zu viele setzen es so: Mensch >= Lebewesen, manche sogar: Mensch >= DaSein. Aber da Wir den Gesetzen und Regeln der Natur folgen, ist das wohl ein Prinzip, das in die Geschöpfe des DaSein eingewebt wurde: "Jedes ist sich selbst das Nächste", das Evolutions-Prinzip also.

Vielleicht finden Wir darin auch den Grund für Egoismen, Hierarchien, Willkür und, in mässig abgemilderter Form, auch die Begründung für Gruppenbildung, Gesellschaften, Religionen und Ideologien, also sowohl den Kapitalismus, als auch den Marxismus und ...

Noch scheuen Wir die Verbindung von Unserem Handeln, mit den Grundlagen auf denen das DaSein und somit auch Wir Menschen beruhen. Denn die EntSchuldung, die daraus für Unser Handeln folgen würde, wäre auch ein Eingeständnis Unserer Abhängigkeit und des Ausgeliefert-daSeins, innerhalb des Uns bildenden und Uns umgebenden DaSein. W-Es weiss das schon, was aus dem vollen Begreifen unserer Natürlichkeit erwächst?

Ich gebe zu, alleine schon die Ahnung, dass es so ist, macht mir Angst, grosse Angst, denn neben der Unsicherheit, was daraus für unser Handeln folgt, merke ich auch, wie stark dieser Selbst-Behauptungs-Wille und der Individualismus, also die Abgrenzung gegen Andere[s], innerhalb des DaSein ist. Daraus entsteht grosser Widerwille, ja sogar mächtige Aggression gegen ein solches Eingeständnis der GLEICHheit und Ausgeliefertheit im DaSein.

Allerdings, da auch diese Selbst-Behauptung und Abgrenzung natürlich ist, ist die Frage: Welches Verhältnis zwischen Gleichheit und Besonderheit, zwischen VielHeit und EinHeit ist gesund? Und: ist es das was wir suchen, worauf wir (LebeWesen) zusteuern?

Bis hierhin aus dem FAZ-Blog.

Abschliessende Bemerkung: Wenn ich die Ausgangssätze von Herold Binsack und meine "Antwort" darauf lese (von 11.11.12, also Heute 4 Monate später!) merke ich, dass ich ziemlich weit an dessen Absicht und Aussage vorbeigeschrieben habe, ich merke, dass ich einfach eine Gelegenheit gesucht habe, - ein Auslösewort -, auf das ich meine Meinung ins Netz streuen konnte, ohne darauf zu achten, ob es nun wirklich passt, oder etwas aufgesetzt ist, wie im vorliegenden Fall. Ich habe den "Dialog" trotzdem eingestellt, weil mir diese Ansichten und Betrachtungen wichtig sind, und ich sie in meinem Blog (Archiv) bewahren möchte. Vielleicht ist es für Sie auch interessant, weil es einen Einblick in mich und ein paar langsam stabil werdende BasisWerte gewährt, wenn nicht, dann trotzdem Schön, dass Sie mal vorbeigeschaut haben.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen