Dienstag, 13. März 2012

So ein Zittern

Ich bin meinem Vorsatz untreu geworden und habe doch wieder Kommentare im FAZ-Blog eingestellt. Typisches Suchtverhalten. Ich konnte nicht Nein sagen. Statt also die RaumZeit für eigene Ideen zu nutzen, bin ich auf die Vorgaben anderer eingegangen und habe mich hinreissen lassen. Hingerissen worden. Es war aber auch zu verlockend, mal wieder eine grössere Öffentlichkeit zu erreichen, es macht schon was mit Eines, das hinaufsteigen auf ein kleines oder grösseres Podest, dann das hochnehmen des Mikrofons und das zittern vor dem ersten (Ver)Sprecher/n. Es vibriert so schön, ich kann alle Menschen verstehen die auf Tonnen steigen, auf Randsteine, auf Podien und Bühnen oder einfach nur in der Menge stehen und rufen oder schreien: He! Ihr da!, ich habe was zu sagen! Ich bin vor Allem da. Ich merke in dem Zittern, das DaSein. DaSein ist Zittern und das brauch ich ab und zu, nur so still und mehr oder weniger heimlich dahinwerkeln, ist ohne Zittern, also habe ich mal wieder in die vollen gehauen und im FAZ-Blog Kommentare eingestellt. Damit dieses Zittern, diese Ausstellung wieder spürbar ist.
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Einen Kommentar schrieb ich auf den Schlusssatz eines Blogbeitrags und der lautete:
«Auf die Zukunft!»
(Mensch! Das ist der Satz, den ich selbst etliche Male hier hineingeschrieben habe, ohne ihn selbst mit allzuviel Leben zu füllen, aber gut, das ist etwas anderes!?) Das war wie ein Aufruf, wenigstens für mich, also schrieb ich:
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Welche?
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Ihre scheint eher düster zu sein, zumindest Ihre Erwartung davon?
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In den letzten Monaten wurde in der FAS in grossen Artikeln der Systemwechsel gefordert (googeln Sie), der letzte erst diesen Sonntag. Allerdings ohne auch nur Ansätze für eine gangbare Veränderung anzubieten. Es ist ein Gefühl, das aufsteigt, in den Scheitellappen und dort an Worten zerrt und neue Worte fordert, allerdings bisher, ohne sie zu bekommen, es fallen Eines bisHer nur die alten Forderungen ein, die alten Phrasen der ewigen Jugend: "Revolution!", oder einfach nur das stille Gebet, es möge doch endlich etwas geschehen, "man" (wer auch immer diese "man" ist) solle doch endlich etwas tun. Jedoch, es geht immer so weiter, Wir stolpern so voran, wie die Natur ins DaSein hineingestolpert wurde und Wir mit ihr. Aber da ist dieses Verlangen, dieses stete Verlangen und dieses ebenfalls stete Gefühl der Falschheit dieser Organisiertheit von Lebendigkeit. Nicht von den Genügsamen und nicht von den Wohlhabenden, aber so DaZwischen welkt die Unzufriedenheit dahin. Die Masse durchlebt nur, Fragen stören da nur, das alte Spiel der Natur: gezeugt, abgelebt, aufgelöst. Ein Kettensägenmassaker, der Endlosigkeit. Doch ein Kettenglied ruft "Halt! Was soll das? Muss dieses lausige Spiel denn immer so weiter gehen?" Ein Kettenglied fordert die Stolperei der Natur heraus und fordert Antworten auf Fragen, die die Masse noch stets zurückweist, Weisheit ist nur für Wenige, sagen Sie und das sind Wir nicht, Wir sind VIELE und fragen nicht: Schluss! Sie tun es, Fragen formulieren, aber lassen sie gleich darauf schon wieder in den Schoss fallen. Das Kettenglied ruft Ihnen zu: Fragen Sie weiter. Mir tritt dieses Kettenglied ständig auf den Füssen herum und bohrt mir in die Schläfe, mit einem Lächeln und formt dabei ein Fragezeichen, mit dem Ausruf: Was kannst Du erreichen, ohne zu stolpern? Und ich erkenne, es ist eine Frage ohne Persönlichkeit, eine ohne Zeigefinger, sie geht ALLE an. Ja, dieses System ist ..., ja was ist es? Massenhaftes durchleben, weitgehende Freudlosigkeit, nur für Minderbemittelte (auch mit viel Geld) wirklich auszuhalten, aber zu ändern?
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Nein. Die Natur ist nunmal so aufgebaut und irgendwie geht es immer weiter und ... es fallen noch endliche Plattheiten und Beruhigungspillen (Ritalin, Kokain, Nikotin ...) vom Himmel und wollen nur zwei: Ruhe und Raushalten! Weiter so; fordert die Masse aus dem Bauch und hält die Vergangenheit fest. Das System steht, steht fest, zum durchleben reichts allemal, mehr brauchts nicht, den Rest überlassen Wir der Kunst und die scheisssen Wir inzwischen mit Geld zu, dass Sie das Maul hält, sonst hängen Wir sie an die Wand und jetzt: Ruhe und Weitermachen! Wer noch mal die Systemfrage stellt, wird befördert! Also Frau von Maltzahn, stellen Sie die Systemfrage, aber besser ohne Antworten und Wir dürfen Sie bald als Prinzessin anschreiben.
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Das wäre doch eine Zukunft, oder?
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Den zweiten Kommentar auf die Überschrift: «Was ist an Werbung sozial?»
Es ging um die Werbung, das Werben, in sozialen Netzwerken:
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Was bezahlt die Infrastruktur, die für ein soziales Netzwerk notwendig ist? Die riesigen Server-Farmen, die enormen Stromkosten und die vielen Menschen, die für den Betrieb notwendig sind. Ich bin nicht bei facebook, aber ich weiss aus sicherer Quelle, dass es nicht die Nutzer sind, die werden dafür um ein wenig oder auch ein wenig mehr Aufmerksamkeit für dieJenigen gebeten, die dafür bezahlen. Und das die vielen Unternehmen, die im Netz nach Kunden und Käufern suchen und dafür bezahlen, von facebook verlangen, möglichst mit interessierten und potenten Käufern zusammengeführt zu werden, ist doch logisch.
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Für einen XXX zahle ich als Kunde gutes Geld und XXX muss auch immer schön weiter entwickeln und neues bauen, sonst kaufe ich keinen XXX mehr, was macht facebook da anders? Können Wir von dem Gemäkel an den "sozialen Netzwerken" und deren Finanzierung und Kunden-Management, das sich kaum von der von XXX oder YYYYY unterscheidet, mal wieder auf die wichtigen Themen kommen?
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Wie sich BP nach der Öl-Katastrophe in USA benimmt ist seltsamerweise kein Thema, oder wie viele wirkliche AbZocke-Firmen im Netz unterwegs sind, das scheinen Gähnthemen zu sein, obwohl ich sie für wesentlich wichtiger halte, als alles was facebook bisher mit den Nutzern und deren Daten angestellt hat. Ohne dass ich damit auch nur eine Kritik an Datenschutzmängeln und Heimlichtuereien von den Datensammlern abschwächen möchte, aber es gibt dreckigeres und wesentlich gewichtigeres. Guten Abend.
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Auf die Frage, was an Werbung sozial ist, möchte ich noch fragen: was ist an Armut, an Obdachlosigkeit, an Mieten, die die Hälfte des Einkommens überschreiten, an Stromkosten, die für Viele bald unbezahlbar sind, die aber Jedes braucht und an Millionengehältern ... sozial? Werbung kann ich ausblenden, die ist absolut harmlos, meiner Miete kann ich nicht ausweichen ... können Wir Uns vielleicht darüber auch mal so aufregen, aber vor allem diese asoziale Spirale ändern?
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Der Blog-Autor schrieb daraufhin zurück:
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Marco Settembrini di Novetre, 12. März 2012, 22:25
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Herr Lützenich, "sozial" ist im hier vorliegenden Fall nur eine schlechte Übersetzung für das Englische "social", wofür "gesellig" wohl ein bessere Entsprechung wäre. Insofern ist Ihre Frage zwar berechtigt, hat aber mit meinem Thema allenfalls am Rande zu tun (wie auch British Petrol in den USA oder Shell in Nigeria). Mein Thema in diesem Blog  sind nun mal eher Daten als das Öl des 21. Jahrhunderts als die Machenschaften der Exxons und Gazproms und wie sie alle heißen. Oder um es leicht überspitzt mit dem Motto des früheren Disney-Chefs Michael D. Eisner auf den Punkt zu bringen: "Wir retten hier nicht die Welt. Wir machen Familienunterhaltung."
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Und sorry, wenn Ihnen zum Thema Schweinesystem keine größeren Sauereien einfallen, als dass Sie Miete zahlen müssen (wie ich übrigens auch), kratzen Sie ja auch nur an der Oberfläche.

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Haben Sie es bemerkt? Es ging wieder insgeheim um das System. "Schweinesystem" meinte der Blog-Autor. Tja, dann lassen Sie Uns weiter arbeiten daran, dieses "Schweinesystem" weiter zu entwickeln. Bis demnächst in DIESEM System.

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