Montag, 5. März 2012

Ein Freund der Wissenschaft

Das Folgende ist reine Sprach-Arbeit, ist also nur (einschliesslich!) in der Sprache gültig, reicht über die Sprache hinaus NICHT in den Alltag hinein. Und doch reicht umgekehrt der Alltag nicht nur in die Sprache hinein, sondern hat die Sprache[n] gefordert, gefördert und geprägt. Die Frage ist also: Was ist vom Folgenden gültig, trifft zu, oder ist einfach daneben? 



Der Freund ...

Freund: Wie sein Gegenwort 'Feind' ist auch das gemeingermanische Substantiv 'ahd. 'friunt', mhd. 'vriunt', got. 'frijônds', engl. 'friend', ähnlich schwed. 'frände' "Verwandte[r]" ein erstarrtes Partizip. Es gehört zu einem in got. 'frijôn' "lieben" bezeugten germanischen Verb aus der Sippe des unter 'frei' (siehe dazu auch "Hat das Mensch einen freien Willen?") behandelten Adjektivs. Neben der alten Bedeutung "Blutsverwandter, Stammesgenosse" zeigt sich schon in germanischer Zeit der Sinn "persönlicher Vertrauter, Kamerad". Als Verbbildungen erscheinen 'sich mit jemandem an-, befreunden' (zu mhd. 'vriunden' "zum Freund machen"). Ableitungen sind: 'freundlich' "liebenswürdig, heiter" (ahd. 'friuntlîh', mhd. 'vriuntlich' "befreundet,, nach Freundesart; angenehm, lieblich"); 'Freundschaft' (ahd. 'friuntscaf', mhd. 'vriuntschaft'; ursprünglich und noch mundartlich "Gesamtheit der Verwandten", dann "Freundesverhältnis", dazu 'freundschaftlich' (18.Jh.).

Philosophie: Das seit dem Ende des 15. Jh.s bezeugte Fremdwort ist aus lat. 'philosophus' entlehnt, das seinerseits aus griech. 'philó-sophos', eigentlich etwa "Freund der Weisheit" (aus griech. 'philos' "liebend; Freund" und griech. 'sophia' "Weisheit"), übernommen ist. Während das griechische Wort ursprünglich ganz allgemein denjenigen benannte, der sich um Erkenntnisse in irgendeinem beliebigen Wissensgebiet bemüht, wurde es seit Sokrates und Plato zur speziellen Bezeichnung des Denkers schlechthin, der nach allgemeinen, jenseits der in den Einzelwissenschaften gültigen Wahrheiten sucht, und dessen Fragen und Forschen auf den Sinn des Lebens, das Wesen der Welt und die Stellung des Menschen in der Welt, auf die letzten Gründe des Seins gerichtet ist.

... der Wissenschaft

wissen: Das gemeingermanische Verb ahd. 'wizzan', mhd. 'wizzen', got./aengl. 'witan', gehört mit verwandten Wörtern in anderen indoEurop. Sprachen zu der indoEurop. Wurzel '*ueid-' "erblicken, sehen", dann auch "wissen" (eigentlich "gesehen haben"). Vgl. z.B. griech. 'ideîn' "sehen, erkennen", 'eidénai' "wissen", 'idéa' "Erscheinung, Gestalt, Urbild" (Idee), lat. 'videre' "sehen" (Vision) und russ. 'videt' "sehen". Aus dem germanischen Sprachbereich gehören ferner die bei weise, weissagen, verweisen, Witz und gewiss behandelten Wörter. Von der ursprünglichen Bedeutung "erblicken, sehen" geht die Substantivbildung 'Weise' (eigentlich "Aussehen, Erscheinung) aus. - Im Deutschen gruppieren sich um 'wissen' die Bildungen 'Gewissen' und 'bewusst'. Ableitung: 'Wissenschaft', mhd. 'wizzen[t]schaft' "Wissen, Vorwissen, Genehmigung"; seit dem 16./17. Jh. als Entsprechung für lat. 'scientia' "geordnetes, in sich zusammenhängendes Gebiet von Erkenntnissen; forschende Tätigkeit".
weise: Das altgermanische Adjektiv ahd., mhd. 'wis', niederrl. 'wijs', engl. 'wise', schwed. 'vis', gehört zu der unter 'wissen' behandelten indoEurop. Wortgruppe und bedeutet eigentlich "wissend". Ableitungen: 'weisen' "wissend machen" (Präfixbildungen: 'anweisen' "zuteilen, anleiten", 'ausweisen' "pers. Daten vorzeigen, hinausleiten", 'beweisen' "als wahr/richtig aufzeigen/herleiten", 'überweisen' "übertragen, weiterleiten", 'unterweisen' "anleiten, lehren", 'verweisen auf' "Bezug nehmen, weiter leiten"); 'Weisheit' "einsichtsvolle Klugheit, erfahrungsreicher Rat".

schaffen: Das Neuhochdeutsche unterscheidet ein starkes Verb mit der Bedeutung "schöpferisch gestaltend hervorbringen" und ein schwaches, das "zustande bringen; tätig sein" bedeutet und südwestdeutsch für "arbeiten" gebraucht wird. In den älteren deutschen Sprachzuständen lassen sich die beiden Verben nicht eindeutig trennen; das jüngere schwache und das ältere starke haben einander beeinflusst. Mhd. 'schaffen' "erschaffen, gestalten, tun, einrichten, [an]ordnen", entspricht in der starken Form dem gleichbedeutenden ahd. 'scaffôn'. ... Die gemeingermanische Grundbedeutung dieses Verbs, nämlich "schaffen, gestalten", hat sich aus älterem "schnitzen, mit dem Schaber bearbeiten" entwickelt. Damit gehört das Verb zu der bei 'schaben' behandelten Wortgruppe. Zu dieser gehört auch der Gefässname 'Schaff', eigentlich "Ausgehöhltes" (daraus entwickelten sich auch "Scheffel, schöpfen und Schoppen").
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Wissen, war(/ist?) "gesehen haben", war also alles, was im/durch Licht hereinkam und hängen blieb.
Schaffen, war(/ist?) der Prozess der Bearbeitung eines Werkstücks, und das Geschaffte (die Schöpfung?), war das Ergebnis der Tätigkeit.
So war der Ursprung der Wissenschaft, das bei Licht besehene/hereingestrahlte Bearbeiten vorhandenen Materials. Wissenschaft, war Arbeit im Hellen. Bei zumindest Kerzen- oder Sonnenschein. Im Dunkeln keine Wissenschaft. So war(ist?) das.
Wissen- war Gesehenes und -schaft war Bearbeitung.

Was sparte das Wissen da alles aus? Den Geschmack, den Geruch, das Gehör, das Tasten und vor allem, die gesamte Weite des Gefühls. Wissen hatte also nie zwischen den Beinen geleckt, hat nie die Nase gerümpft, hat nie zärtlich berührt oder auch hart zugelangt, hat nie gesungen und getanzt oder nur gewippt, nie vor Glück gejauchzt und nie einen Verlust beweint, kannte weder FREUDE noch LEID.

Und das Schaffen war ein Verkleinern, war ein Verlustgeschäft, denn wo gehobelt/geschabt wird fallen Späne und die werden bestenfalls ins Feuer geworfen und wärmen ein wenig, übrig bleibt etwas Herausgearbeitetes, der Scheffel.

So war die Wissenschaft vom Ursprung her Aussparung und Weggschaffung, war Einengung und Verkleinerung von Vorhandenem. Wissen war wenig und schaffte nur klein bei. 

Ist das inzwischen anders? Leckt Wissen inzwischen auch, weint Wissen heute auch, schafft es Wissen jetzt auch zu vergrössern, oder zumindest zu belassen und trotzdem eine Erkenntnis zu gewinnen? Ist Wissen inzwischen mit (-) Gefühl?

Ja, die Wissenschaft tut/ist das inzwischen.
Die Wissenschaft ist inzwischen der Gefühle bewusst.
Und *ich bin ein grosser Freund davon, dass die Wissenschaft inzwischen auch leckt.

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