Freitag, 2. März 2012

Die Freiheit der Liebe

Gerade der Begriff «Freiheit» ist wegen Herrn Gauck im Moment in fast allen Texten vorhanden, nur füllt ihn kaum Eines mit für Uns  Alle handfesten und verlässlichen Werten und Bedeutungen, Jedes meint vielleicht etwas anderes damit, mal weiter, mal enger, mal hier zu finden und mal dort?
In meinem Willkommensgruss "ErstKontakt", schreibe ich auch von der Verwirrung in und um die Wörter herum, heute (zuerst in WortWahl eingestellt am 26.12.2011) habe ich zwei Beispiele gefunden, die darauf besonders gut passen.
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Es gibt inzwischen, seit Oktober 2010, eine Partei in D, die "Die Freiheit" heisst. Es ist eine faschistische Partei, von mir aus auch rechtskonservativ, wie auch immer, es ist eine Partei, die im Inneren des Staates eine "null-toleranz" Politik einführen möchte, die gerne wieder Mauern, oder auch starke Grenzkontrollen aufziehen möchte, die alles Fremde bekämpft, ohne je erst einmal zu wissen, was das "Eigene" ist; die auf jeden Fall mit dem Begriff «Freiheit», den ich in diesem Blog auch beschreibe, wenig bis nichts zu tun hat.
Das Wort ist dasselbe, aber der Inhalt ist gänzlich anders.
Fakt ist jedoch, dass diese Partei unangefochten diesen Namen trägt: Die Freiheit.
Diese Freiheit nehm ich mir. Ja. Auch von Jedes Anderes, nehmen sie sie, wenn es denn sein muss, und das muss es oft, auch mit Gewalt. Diese "Freiheit" und auch jede Menge anderes und, was ich von der «Freiheit» halte und draus mache, ist meine Sache auch, wenn ich mein Gefängnis und meinen Bunker "Freiheit" nenne, dann tue ich das, denn ... der Begriff gibt es einfach her. In der «Freiheit» ist somit auch der Kerker und die NullToleranz zu finden.
Die Freiheit also, als Begriff der Masslosigkeit in jede gewünschte Richtung, als Züchtigung der Beweglichkeit, oder gar als Waffe gegen die Aufrichtigkeit, die Offenheit, die Friedlichkeit und das Willkommen.
Die Gleichung lautet also: Freiheit = UnFreiheit.
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Und darauf fiel mir plötzlich Erich Mielke ein, keine Ahnung warum, aber der Einfall war in diesem Zusammenhang willkommen. Für die Jüngeren, Erich Mielke war jahrzehntelang der Chef einer DDR-Behörde namens Stasi und diese Stasi, hatte dafür zu sorgen, dass die Einwohner der DDR "brav" (ruhig und zustimmend) und angepasst waren und das die "Führung" der DDR möglichst alles erfuhr, was so in den Bürgern und um sie herum passierte. Dazu baute die Stasi auch Kameras und Mikrophone überall und nirgends ein, der Rest ist bekannt. 
Also, Erich Mielke sagte in einer der letzten Sitzungen der DDR-Volkskammer zu den Kammerinsassen und den Zuschauern im Fernsehen, als Begründung für seine Dienste und den Sinn der Behörde: "... aber, ich liebe Euch doch alle." Mir fielen danach auch viele Eltern ein, die ihre Kinder einsperrten und schlugen und ebenfalls, als Rechtfertigung immer den Satz lieferten: "Wir lieben Euch doch." Und kurz danach fiel mir ein, wie oft Oliver-August Lützenich den Satz: "Ich liebe dich (doch)" zu wechselnden Partnerinnen gesagt habe, ohne wirklich von Zuneigung, Interesse, Vertrauen und Geborgenheit erfüllt zu sein, wie Oliver-August Lützenich diesen Begriff Heute gerne gefüllt hätte, sondern aus  banaler Lust, in der Wiederholungs-Schleife, als Druckmittel, nur aus Entschuldigung für eine Vergesslichkeit, oder um eine Nähe zu phantasieren oder zu retten, die noch nicht oder auch schon nicht mehr vorhanden war.
Das Wörtchen «Liebe» als Gleitmittel, als Zudringlichkeit, als Fesselung, auf eine Zwangsmassnahme gepinselt, oder als öder Versprecher aus der Unbefindlichkeit.
Die Gleichung lautet also: Liebe = Zwang;
oder auch: Liebe = Haltlosigkeit.
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Worte ohne Halt oder von weitem erkennbare Form.
In die Jedes hineinfüllen darf, was Es dazu einfällt. Und das sind jeweils auch Gegenpole, oftmals teils entsetzliche Gegensätzlichkeiten, die alle in Eins rein fallen, hineingestopft werden; hinten wieder raus fallen?
Was sagt die Sprache damit aus?
Was sagen die Sprachenden damit aus?
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Damit ist nicht ausgeblendet, dass die Sprache trotzdem ein herausragendes Instrument ist, und Wir damit auch Inhalte mitteilen und benennen, sonst könnte und würde kaum eine Technik funktionieren, sonst gäbe es kein Internet, und ich würde hier nicht sitzen und schreiben, aber nix genaues weiss das Mensch trotzdem nicht, wenn es darauf ankommt.
Das Misstrauen, das Uns Alle voneinander eint, ist auch auf diesen Riss, auf diese Missdeutungen in der Sprache zurückzuführen, denn, was weiss ich schon, was Sie so meinen, wenn Sie sprechen.
Glücklicherweise, sind Wir hier meist genügsame, gesättigte und befriedete Wesen, da ist die Sprache sowieso meist nur gern gehörte Nebensache und Unterstützung, und Mensch hört sowieso fast nur das, was Es hören und lesen möchte. Aber ich vermute, langsam kommt es auch darauf an Klarheit und Wahrheit In und Um Uns zu schaffen, und das betrifft auch die Sprache. Vielleicht sogar in erster Linie die Sprache, denn sie steht/schwingt zwischen Uns und reicht in Uns hinein, also kann und wird (nur) sie vermitteln. Und um das zu schaffen brauchen Wir EINS: Vertrauen.
Und bisher steckt in der Sprache vor allem EINS: Miss...
Aber ich kann mich auch irren?
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Was von den steten Reden zur Freiheit und Gerechtigkeit von Herrn Joachim Gauck zu halten ist, weiss ich nicht? Ich kenne den Menschen zu wenig. Nur dem Namen nach und ein wenig biographisches aus den Medien. Mal genau hinschauen und genau hinhören, dann bin ich vielleicht auch irgendwann sicher, was Herr Gauck in diese Worte gefü[l/h]lt hat, oder was mit diesen Worten in Ihn hineingefü[l/h]lt wurde.
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Mir geht es so, dass ich den Worten so weit vertraue, wie ich den Menschen vertraue, aus denen sie kommen, und Sie wissen, bis Mensch Vertrauen aufgebaut hat, braucht es einige RaumZeit und viele gemeinsame Erlebnisse, in denen die Worte und Sätze entweder Bestätigung finden, oder sich als haltlose Blasen herausstellen. Das ist so, da Wir keinen gemeinsamen Nenner oder auch keine gemeinsame menschliche Übereinkunft haben, was die Sprache und deren Einzelteile betrifft und vor Allem, was die Worte beinhalten. Wie oben beschrieben kann auch das hochgehaltenste Wort das niedrigste beschreiben, die Freiheit also ein Kerker sein und die Liebe ein Vorwort zum Mord.
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Da kehrt das Selbst-Gefühl also einigermassen enttäuscht und verunsichert von dem vielen Geräusch, wieder zu dem zurück, was wirklich Halt und Sicherheit bietet, die Erfahrung mit und das Gespür für einen anderen Menschen und lässt die Worte erst mal durchrauschen.
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Das Dumme ist nur, das Wir durch die Entfernung und die vielen Medien auf Worte angewiesen sind! Das wird ja noch was werden, bis Wir da einen für Uns Alle vernünftigen Kompromiss, eine allgemeine Übereinkunft zur Sprache geschlossen haben, ansonsten hat die Sprache bald ausgedient. Was auch keine neue Vorhersage wäre, schon Platon hat Sokrates (im Dialog Kratylos) sagen lassen, dass der Sprache nicht zu trauen ist und sie dem Untergang geweiht ist.

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2 Kommentare:

  1. Die einzigen Faschisten die bei der Freiheit mitmachen sind die Linken U-Boote von der Antifa... Sie sollten sich über die Freiheit mehr informieren, bevor Sie so einen Artikel schreiben. Aus der Partei die Freiheit kenne ich sehr viele Mitglieder und mir ist kein Rassist untergekommen. Alles ganz normale, gebildete und im Leben stehende Menschen. Danke

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  2. Eine kleine Wortkunde. Italienisch "Fascismo" ist abgeleitet von it. 'fascio' = "Rutenbündel", das seinerseits auf gleichbedeutend lat. 'fascis' zurückgeht. Das Rutenbündel (aus Getreidehalmen) mit Beil war das Symbol altrömischer Herrschergewalt und wurde als solches von den Anhängern des Faschismus (Fascismo) übernommen.
    Sie werden sehr schnell in diesen Blogs erlesen, dass ich kein Anhänger von Herrschaft bin, dass ich somit einen sehr viel weiter gefassten Inhalt von Freiheit habe, als die Anhänger von Parteien, welche das "Volk" (siehe dazu meine Beiträge in diesem Blog) vereinheitlichen, einhegen und von anderen "Völkern" ab-/überheben wollen. Herrschaft, das Festlegen von Zugehörigkeiten, die Ausschliesslichkeiten von Anderen/Fremden und allzuviele Vorschriften und gesellschaftlicher Dirigismus bereiten mir tiefstes Unbehagen und lösen einen Fluchtreflex in mir aus. Das was ich von der Partei "Die Freiheit" weiss und aus ihrem Kommentar entnehme, ist genau dazu angetan. Lesen Sie zur "Normalität" auch meinen Beitrag: Die Norm fragt. Danke ebenfalls.

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