Mittwoch, 14. März 2012

Eine kleine Begebenheit

Titel: erlebte Selbst-Distanz
Diese Begebenheit ist von Ende Oktober 2011. Der Zustand in mir, den ich darin beschreibe, ist etwas entspannter inzwischen, aber, es kommt auf die Umstände an, ganz unaktuell ist der Vorfall und meine Reaktion darauf noch nicht, deshalb hier noch mal eine, vor Sie hingestellte, Selbst-Erinnerung. Diese Erinnerung passt auch ganz gut auf das gestern hier eingestellte Portrait von Gustave Courbet; und manchmal auch von mir. Zurück in den Oktober vor 5 Monaten:
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Heute spürte ich wieder deutlich diesem Abstand in mir. Den Abstand zwischen Wunsch und Handlung.
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Was war passiert?
Ich sass an einem Tisch, in einem Café, an der Tür. Ein kleiner Junge öffnete die Tür, es kam ziemlich kalt herein. Der kleine Junge, vielleicht 5, hielt die Türe auf und rief nach seiner Mutter: "Mutti, komm!, ich halte dir die Türe schon auf, Mutti!, komm!". Die Mutter lief derweil vor dem Café auf und ab, telefonierend. Minutenlang. Der Junge hielt die Türe auf. Es wurde unangenehm kalt. Ich überlegte und überlegte, ob und wie ich dem Jungen sage, das er die Tür schliessen soll? Die Bedienung sagte. "Na, gönnst du uns hier eine kleine Lüftung!?" Der Junge reagierte selbstverständlich nicht, er verstand die Ironie, den Hintersinn, noch nicht. Ich überlegte weiter und wurde dabei immer wütender, weil ich diesen Abstand nicht überbrücken konnte. Ohne den Abstand hätte ich den Jungen schon nach kurzer Zeit freundlich, vielleicht sogar zärtlich, gebeten, die Türe solange seine Mutter telefoniert zu schliessen, so aber fuhr ich ihn, nach ein paar Minuten an: Mach bitte die Türe zu, es ist kalt! Er reagierte erst nicht, sondern stammelte nur: "meine Mutter, ich halte ... meine Mutter ...", da wiederholte ich, schneidend aber einigermassen beherrscht: "Machst Du bitte die Türe zu, es ist kalt." Er zögerte noch einen kleinen Augenblick, ging aber dann zu seiner Mutter hinaus. Die Türe fiel zu.
Glücklicherweise hatte er meine Ansage bald wieder vergessen, oder auch nicht krumm genommen, denn, als er dann mit seiner Mutter ins Café hineinkam, stellte er sich neben mich hin, drehte sich auch zu mir und schaute kurz und blieb, solange die Mutter bestellte, auch unbefangen neben mir stehen. Ich atmete auf, denn, es ist ein kleiner Junge!
Mit der Hysterie und Unterdrückung in mir, möchte ich nicht völlig Unbeteiligte überfallen, das tat ich schon oft genug, unbewusst, früher, mal urplötzlich hervorbrechende Wut, mal ungezügelte Vereinnahmung und Vertraulichkeit! Der Schrecken der Anderen war jeweils ziemlich gross. Huch!?

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