Donnerstag, 7. Februar 2013

Der kürzeste Umweg nach Europa

Um auch einmal ein wenig Kunst aus China im Blog zu präsentieren, habe ich ein paar Aussagen eines französischen Sinologen und Philologen genommen und ein paar Selbst-Sätze daneben oder danach hingestellt.
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Fang Lijun, "1996-10"
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François Jullien formulierte in seinem Buch: «Der Umweg über China», 2001, folgenden Satz: "Wir Europäer finden den Weg zu unseren Wurzeln am besten auf dem Umweg über China."

Was ist davon zu halten?
Wie wäre es mit dem Satz (von *mir): Wir Menschen finden den Weg zu unseren "Wurzeln" am besten auf dem Weg durch Afrika, Ozeanien und Asien UND die Amerikas und Europa und tief hinein in die Materie und hinaus ins Universum und mit der Begleitung so fast unendlich vieler Fragen, die die Oberfläche nicht nur schön glänzend polieren, sondern genauer hinspüren und tiefer hinein fühlen; aber *ich wollte eigentlich nicht weiter stören, bei der Betrachtung der chinesischen Kunst, und meinen eigenen Beitrag vom vergangenen Mai auch nicht weiter aufblähen, als bis hierher, deshalb zurück zu Herrn Jullien und seinem kurzen Umweg und dem Mini-Auszug der chinesischen Kunst:
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Fang Lijun vor einem seiner Werke
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Als Sinologe und Philosoph sprach Er selbstverständlich von verschiedenen, vielleicht sogar gegensätzlichen Lebens- und Wertvorstellungen, die vielleicht erst, als diese Gegenüberstellung, die gänzliche Bespiegelung, Begründung und Einordnung eines Selbst vom Fremden ermöglichen; und nicht als Reiseveranstalter.
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Er erkennt in der europäischen und der chinesischen Philosophie zwei verschiedene Methoden der Herangehens-Weise, im und an die Lebendigkeit.
Ich fasse sie kurz zusammen: 
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-Die europäische Idee / Vorstellung ist, die Wirklichkeit durch produktives Handeln zu machen, also die Wirklichkeit entsteht mehr oder weniger "erst" durch und beim aktiven tun.
Die Begriffe dazu lauten: eingreifen, erschaffen, durch SelbstErmächtigung, DaSeins-Aneignung, Aktionismus oder auch Aktivität (aber das ist ein zu zahmer Begriff).
--> Das ist ein eher Misstrauischer Ansatz.
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-Die chinesische Vorstellung ist, dass die Wirklichkeit ein Entwicklungsprozess ist, in den Wir eingebettet sind und den Wir bestenfalls mit geringen Mitteln und dabei nur wenig beeinflussen sollen / können.
Im Extrem geht es soweit, möglichst wenig aktiv zu sein, genauer: möglichst wenig als Mensch, als ein Selbst, aktiv zu sein, also keinen Zweck zu verfolgen, keinem Ziel verpflichtet zu sein, um die Wirklichkeit erst entstehen zu lassen.

Die Begriffe dazu lauten: ermutigen, fördern durch SelbstRücknahme, Unauffälligkeit, Passivität.
--> Das ist der Ansatz der Vertrautheit auf die Güte, oder zumindest die Richtigkeit der Entwicklung[en] des DaSein.
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Luo Zhongli
vor einer seiner Arbeiten
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Die "chinesische" Handlungsweise wäre demnach ein Situations-Potential dadurch auszuschöpfen, indem Mensch, indem das Selbst, quasi erstarrt, abwartet und bestenfalls mit ganz ganz dezenten Gesten und allerfeinster Regung in der Mimik, ein wenig verändert, ein wenig leitet und gestaltet.
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Statt, wie die "europäische" Handlungsart, in eine (so (falsch?) empfundene) "leere" oder auch ungestalte, aber voller Potential steckende, RaumZeit etwas hineingestalten zu wollen, oder gar zu müssen, das Ganze kann ja auch zum Zwang werden.
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Shen Wei, "Connect Transfer II"
mit der Tänzerin Jessica Harris
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Ich halte von diesen Zuspitzungen wenig.
Wobei der Buddhismus Ansätze zu dieser Passivität aufweist und die europäische Philosophie und Religion eine Spur mehr "Tätlichkeit" enthält.
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Aber sie sind nicht diametral auseinander. Aber vielleicht ist ja dieses kleine bisschen schon ausreichend, um Einander dabei so Fremd zu sein, dass Wir Einander darin spiegeln können.
Klar ist jedoch, dass Uns wesentlich mehr eint, als Wir verschieden, ja gar gegensätzlich sind. Aber so sind eben Zuspitzungen.

Dank an François Jullien für die Erregung der Aufmerksamkeit in diese Richtungen.
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Und um die alte chinesische Kunst ebenfalls zu präsentieren etwas besonderes:
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Ma Lin, "Dem Wind in den Kiefern lauschend", 1246

Irgendwie kommt mir dieses Beitrag Heute, also etwa ein halbes Jahr nachdem ich es in der SprechLichtung eingestellt hatte, etwas flach vor, aber das mag "nur" so sein, weil ich Heute schon etwas "tiefer" bin, als vor einem halben Jahr, ganz löschen möchte ich dieses Beitrag trotzdem nicht, vielleicht später? Noch finde ich ein wenig Vergnügen daran, Sie vielleicht auch, deshalb steht es noch hier. Danke.

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