Mittwoch, 23. Januar 2013

Stufen. Schufen ein Rufen nach Aufstieg.

Das folgende Gedicht kennen bestimmt fast Alle, zumindest ein paar Zeilen daraus, die sind als Kalendersprüche weitverbreitet und so auch in den Sprachfluss eingegangen, es ist einfach schön, der HinterSinn darin vielleicht noch von den meisten Menschen unergriffen, auch von mir *Selbst, deshalb lese *ich es auch so gerne, bis auch *ich es begriffen habe.
Manchmal habe *ich das Gefühl, *ich bin kurz davor.
Ich wäre so gerne kurz danach.
-
Stufen,
 von Hermann Hesse

Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht jede Weisheit auch und jede Tugend
Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Es muß das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit zum Abschied sein und Neubeginne,
Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In andre, neue Bindungen zu geben.
Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.

Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An keinem wie an einer Heimat hängen,
Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er will uns Stuf' um Stufe heben, weiten.
Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.

Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegen senden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden...
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!
.
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Yves Klein, "Pferd"
.
Ein fast völlig unpassendes Bild, aber schön.

"Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne."
Tausende male wiederholt, aber auch tausende male erkannt, was es bedeutet? Und was, wenn der Anfang ein Selbst-empfundener Schrecken war? Denn ein Zauber kann auch zur Folge haben, dass die zersägte Frau, eine zersägte Frau ist.
Ausserdem, weiss ich nicht, ob Hermann Hesse damit die täglichen Anfänge gemeint hat, die täglichen hunderten oder tausenden Anfänge, oder ob Er den einen Anfang gemeint hat, den Wir späteren den Urknall genannt haben, oder ob er jede kleinere und grössere Veränderung aus einem längeren Trott, einem GleichKlang heraus gemeint hat?
Ja, jedem Anfang wohnt ein Zauber inne, vielleicht hat er auch "nur" die Anfänge von erotischen oder gar Liebes-Beziehungen gemeint, die immer etwas verstörendes haben, etwas das Eines aus dem Gewohnten bringen oder gar reissen kann, aber nicht muss, es gibt ja genügend Menschen, die trotz neuer Bekannt- oder gar Liebschaften genauso weitermachen, wie bevor. Was weiss das schon, aber schön.

Den Abschnitt auf den es mir ankommt, den ich über alle Mássen schätze, ist der Zweite:
"Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten ... "
Ja, Uns ist der Fortschritt aufgegeben, Wir sind ein Produkt des Fortschritts, eine Folge der Evolution, die vom DaSein in Gang gehalten wird, die Uns immer weiter voran bringt, Uns WEITer macht, vom Götzen-Glauben über den Monotheismus, zur Wissenschaft, zur Erkundung des Kleinsten und des Grössten, immer weiter, immer heiter ...
Wir sind das Ergebnis und Wir tun es.
Aber wie?
Griesgrämig? Immer mit der Zickigkeit der Verweigerung, oder Fröhlich, Lachend in freudiger Erwartung und vor ALLEM mit der umsichtigen Verantwortung?
"Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen."
Na, ich weiss nicht?
Einige ja, aber den Meisten fehlt sogar gänzlich der Begriff und die Vorstellung davon:
Wo Sie sind, Worin Sie sind, Woraus Sie sind, Wofür Sie sind und, Was hier so abläuft.
Sie sind Einfach. 
Und das ist dem Fortschritt Einfach zu wenig.
Trotzdem reicht es, solange wenigstens Einige der NeuGier in die Zukunft folgen.
Oliver-August Lützenich war lange genauso Einfach, bis das LEID in mir eine Entschei-dung forderte:
«Leide weiter und stirb früh, oder entdecke und entwickle die FREUDE und lebe lang!»
Nun, ich arbeite daran die FREUDE mindestens ebenbürtig mit dem LEID zu fördern.
Ich möchte gerne auch einer der Einigen sein, der mit FREUDE vorangeht.
Darf ich? Frage auch an Hermann Hesse:
"Wohlan denn, Herz, nimm Abschied (von der Vergangenheit) und gesunde!"
Oh schön! Danke.

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