Samstag, 20. April 2013

Die sterbende Zukunft

Titel: Ist es UnAusweichlich, dass das Noch-Nicht eine unangenehme Entwicklung ist?

Immer öfter wenn *ich nun an die Ungeborenheit, an die Unausgefülltheit, an die Ungeprüftheit, an die Unausgelebtheit, an die aktuelle Angstüberfülltheit, an die ebenfalls aktuelle Hoffnungserfülltheit, an die ..., ..., ...; Namens "Zukunft" denke, fällt *mir ein, dass darin auch der Tod enthalten ist. Meiner und Ihrer und Eurer. Also Aller Sterben ist immer Zukunft, bis auf die bereits Verstorbenen, aber solange die erLebten, war auch deren Tod nur immer in der Zukunft zu [er]finden.

Am Anfang war / ist das Leben und ab dann wartet nur noch der Tod auf das (aktuelle) DaSein. Das Leben schöpft. Und stellt dann aus. Alle nötige Energie ist mitgegeben, alle nötigen Zutaten sind darin enthalten. Damit eine Entwicklung in Gang kommt. Aber das Tod, das die Energie beigesteuert hat, erwartet bereits das Ende. Dessen AnTeil ist: "ich" gebe die Kraft für die Bewegungen der Lebendigkeit, und "ich" nehme sie (der Lebendigkeit) auch wieder. Das Leben gibt die Zutaten dazu, als da wahrscheinlich sind: bindungsfähige Partikel und die Regeln für den Umgang mit der Kraft, die der Tod bereitstellt. Aber das ist nur naives Schätzen, weil, was weiss *ich schon!

Aus dieser Beschäftigung ist vor kurzem auch ein LangGedicht hervorgetreten, so aus dem Hippocampus heraus, mitten in den linken Schläfenlappen hinein, vorgearbeitet in den Strukturen des Stirnhirns, die die ganz persönliche, aber eben auch die gesamte DaSein-Vergangenheit in das Jetzt holen (können: Gefühle und Wissen! Sie wissen.), um diese mit neuen Gedanken und den aktuellen Gefühlen zusammen zuführen, damit die Vergangenheit vom Gewicht etwa auf dem aktuellen Zustand ist, damit die Vergangenheit nicht allzu sehr das Jetzt stört, denn das Gleichgewicht und der wohl gesündeste Zustand ist erreicht, wenn die Vergangenheit etwa dem Gewicht der Aktualität entspricht, mit einer Prise Zukunft (Tod?) obendrauf.

Anfangs nur einer kleinen Prise Zukunft, wobei, ganz klar und auch logisch, irgendwann die jeweils angesammelte Vergangenheit, nur noch mit einem immer grösseren Anteil an Zukunft auszugleichen ist. Weil die Aktualität - von der Kapazität (Fassungsvermögen) her -, also von der noch zur Verfügung stehenden RaumZeit, stets abnimmt, die Vergangenheit somit immer zunimmt. Logisch also, dass der Anteil der Zukunft zum Ausgleich mit der Vergangenheit, immer bedeutender und stärker wird, und da steckt nun mal der Tod drinn, nicht ganz, aber doch entscheidend.

Anders geschrieben: Je mehr Aktualität in die Vergangenheit wandert, umso mehr muss die Aktualität aus der Zukunft entnehmen, sonst kippt die "Konstruktion" --> das DaSein. Wenn also mehr Zukunft in der Aktualität ist, als Vergangenheit, na, dann gilt es langsam Abschied zu nehmen. Gaaaanz langsam, wenn kein böser Unfall, Krankheit oder sonstiges Fehlverhalten in der Aktualität (eine Misshandlung durch andere Menschen z.B. auch, oder ein Krieg, oder ..., es gibt noch soooo viel schreckliches, was wir Menschen einander antun, aber das ist ein anderer Beitrag.) dieses gaaaanz langsam, zu einem ganz schnell verkürzt. Denn eins ist klar: Jedes LEID beschleunigt die Zunahme der Zukunft in der Aktualität, jede FREUDE hinfür sorgt für ein Verbleiben der Vergangenheit in der Aktualität. Klingt irgendwie unlogisch, vielleicht? Ist aber eine aktuelle Beobachtung und Wertung.

Was glauben Sie, wie hoch ist der Anteil der Menschen, verglichen mit der GesamtMenge Mensch, die davon wissen, nein, besser, die das für-s ich beachten und also entsprechend erLeben? Die also stets im Gleichgewicht sind, die souverän sind, die die Vergangenheit und die Zukunft erLebens-begleitend auf einer Waage, mit der Aktualität als Achse, auszuGleichen fühlen und wissen.
Na gut, das kann natürlich auch Mist sein?
.
Abendrot, schön Wetter droht?
.
Vielleicht ist das Zweifeln ja das Öl, das die Achse, die Aktualität, flexibel und lebendig hält? Keine Ahnung!?

Aber jetzt zu dem LangGedicht, das mir dazu eingefallen ist.

Da stand Es nun, das Tod, so ohne Geschlecht, Es atmete schwer, vom vielen Geschäft, dauernd unterwegs, die Veränderung rettend, das Ungerechte und das Gerechte gleichermassen entnehmend und drohte mit Abwesenheit! Nun mach mal raunzte Es!
Du lieber Himmel!? Ich war blass, der Schweiss trat aus allen Poren gleichzeitig aus, kalt und nass. Ich schluckte schwer und schaute auf Es. Schaute auf Es, schaute auf Es, war völlig versteinert, triefte, glotzte, die Fassung war auf den Grund gefallen, ich stand, weil ich nicht fallen konnte, glotzte.
Das Tod schaute unbeteiligt, nahm mich, wie ALLES Andere, was Es in die Vergangenheit holte, kaum verändert wahr.
Ich war. Es ist.
Ich fühlte nichts. Keine Blässe, keinen Schweiss, keine Nässe, ich glotzte fassungslos auf das Vergangenheit, das mich heimholen wollte, viel zu früh!
Es schaute auf ALLES, durch mich, und raunzte: Nun mach mal. Mach mal los, Es hat nicht ewig Zeit, Es ist Zeit.
Plötzlich passte ich wieder in die Fassung hinein und tropfte vom Kinn auf den Steiffen, der ich vor Schrecken war. Die Augen feucht, schwielig die Hände, trocken der Mund, ein Schlucken bloss, nur ein Schlucken nur noch, was mach ich nur, das Tod ist ungeduldig, will mich in die Vergangenheit mitnehmen, ohne Not, aber das braucht Es auch nie, das Tod ist schon immer ohne Not ausgekommen. Hilfe, wie komme ich von hier frei, soll das Tod doch woanders grasen, gibt doch genug, hau ab, reiss eine andere Lebendigkeit aus dem Heute rauss, ich bin für die Zukunft und Es ist Vergangenheit, so ohne Geschlecht, so ohne Not, ach!?, so ohne Not, so ohne Geschlecht, ach!?, ist das Tod die Zukunft, so ohne Not, so ohne Geschlecht, so Veränderlich, so Gerecht und so Ungerecht mit ALLEN und ALLEM?
Tod!?
Ist Es die Zukunft und nur ich die Vergangenheit!?
So ist es. So ist Es, murmelte Es und schüttelte den Stab, mit dem Es die Vergangenheit kennzeichnet. Es ist die Zukunft, Es zeigt auf die Vergangenheit und ordnet diese ein, und nun bist Du drann, raunzte Es.
Langsam löste sich die Steiffheit in mir, ich zitterte leise, vom Bauch aus sandte ich Vibrationen an alle Enden und zurück.
Aber interessant sprach Es, was Du da fragst, das ist für Es neu, bin so ungefragt bisher, so hingenommen oder verweigert, so überraschend, so unweigerlich, so herzzerreissend, so verzweifelt, so angefleht, so hintergangen, so angebetet, so verdammt, so abgelehnt, so verweigert und verdrängt und so noch nie befragt. Wie war die Frage, Vergangenheit?
Ist Es die Zukunft?
Ja.
Die Zukunft ist das Tod?
Ja; war das Jemals anders?
Nein.
Trotzdem eine neue Frage.
Noch eine?
Was ist dann zwischen Vergangenheit und Zukunft/Tod?
Die Lebendigkeit.

Kurze Pause im Gedicht, mit einem viel älteren Gedicht, das mir gerade über den Weg gelaufen ist und mir geflüstert hat, dass Es genau hier hinein möchte. Es ist mit Vorsicht zu "geniessen", denn es umweht ein kalter Hauch, aber lesen Sie selbst:
»Wird hier ein Tod verkauft?
Ich will ihn haben!
Das Leben taugt nicht
für mich UnglücksRaben.«
Aus "Geschichten aus 101 Nacht" (Nicht 1001!), übersetzt von Claudia Ott.
Ende der Pause und Rückkehr in mein Gedicht

Die Lebendigkeit?
Das Tod fuchtelte etwas mit dem Stab und schwieg.
Aber die Lebendigkeit ist doch keine Zeit, ähh, zumindest keine Zeitphase, ähh, oder doch?, aber was ist dann die Gegenwart, was ist das Hier und Heute?
Lebendigkeit.
Lebendigkeit.
Das Tod ist undurchschaubar, Es flatterte nur leicht in der RaumZeit, aber der Stab blieb fern von mir, Es gewährte mir noch Lebendigkeit, die Vergangenheit blieb noch auf Abstand.
Lebendigkeit ist also zwischen Vergangenheit und Tod, ähh, Zukunft? Lebendigkeit ist die Zeitspanne zwischen Vergangenheit und Zukunft?
RaumZeit, verbessert das Tod.
RaumZeit wiederholte ich. Lebendigkeit ist die RaumZeit zwischen Vergangenheit und Zukunft. Ist die Lebendigkeit vielleicht sogar die Verbindung von Vergangenheit und Zukunft, das Berührungs-Ergebnis von Vergangenheit und Zukunft?
Das Tod sagt anerkennend: Ja.
Ich vibrierte nun ganz und gar, das Tod flatterte vor mir in der RaumZeit, oder ist Es die RaumZeit, oder war ich  die RaumZeit? und liess mich in der Lebendigkeit um Fragen zu stellen.
.
Max Beckmann, "Der Tod" 1938
.
Antworten zu finden, verbesserte das Zukunft.
Die Blässe kehrte zurück, denn ich hatte keinen Laut getan und doch wusste das Zukunft, was in mir vorging, Es roch den Schweiss, Es schmeckte die Tränen, Es hörte das Pochen, es fühlte die Angst und Es spürte die Worte, die in mir entstanden und in mich hineinfielen, ohne Verzögerung.
Doch, merkte Es an, mit etwas Verzögerung, denn zwischen Uns ist ein wenig RaumZeit und die überbrückt es nur, indem es mit dem Stab die Distanz überbrückt, das jedoch ist der Tod für die Lebendigkeit und das will er doch noch nicht.
Nein, schüttelte ich den Kopf: Nein, auf keinen Fall! Jetzt noch nicht. Mir liegt noch nichts drann Vergangenheit zu sein, und das wäre ich ja wohl bei der Berührung mit dem Stab?
Der Stab blieb auf Distanz.
Das Tod verhandelte nicht, aber deuten wollte Es auch noch nicht? Warum zögerte das Zukunft damit, mich zur Vergangenheit zu machen?
Ich bibberte etwas, der Stab schwebte vor mir, wann stach Es zu, mochte Es den Überraschungsmoment, mochte Es die Lebendigkeit noch etwas leiden lassen?
Es ist ohne Lust am LEID, brummte Es.
Ich hatte vergessen, dass Es wusste, dass Es alles wusste, was in mir geschah. Wie macht Es das?
Es ist die Zukunft. Was für eine Frage! Die Vergangenheit und das DaZwischen, die Lebendigkeit mündet in das Zukunft und zwar komplett, ohne Verlust, ALLES! Also, wie könnte Es irgendetwas, was geschieht verborgen bleiben, was für eine Frage also!?
Oje, all die Konsequenzen, die es da zu bedenken galt!? Kein einziges Geheimnis gilt der Zukunft als Verborgenheit, keine Ecke bleibt im Schatten, kein Teppich un-umgedreht, unter keinem Bett bleibt etwas liegen, kein Tresor ungeöffnet und kein Kerker unbeheizt, Alles fliesst ungebremst der Zukunft entgegen und somit voll auf den Tod zu, ist doch so?
Friede seiner Asche, murmelte Es.
Was?
Wo?
Ähh?
Es wedelte etwas, aber stach noch nicht zu, vielleicht sollte ich meine Fragen etwas präziser formulieren, nicht so selbstbezogen, allerdings!?, wenn es die selbstbezogenen Fragen nicht konkretisieren kann, bleibt Es ja doch etwas verborgen, oder?
Ähh?
Erwischt! Juhu! Also doch eine kleine uneinsichtige Ecke, obwohl, einsichtig, ist wohl zu sehr ins Licht gezogen und das sieht Es wohl doch Alles?
Ja.
Also es geht um etwas, das nur dem Selbst anhaftet oder innewohnt und mit dem Selbst verfällt, ohne vollständig in die Zukunft einzugehen, das also "selbst" dem Tod entgeht, das vor der Zukunft verfällt?
Interessant?
Das Zukunft zeigt Interesse am DaZwischen.
An das Lebendigkeit.
Das Tod zeigt Interesse an das Lebendigkeit!
Ja.
Wegen dem kleinen Geheimnis?
Ja, doch!
Der Stab wedelte bedenklich, ich schlotterte, vor dem Tod kam ich einfach nicht zur Ruhe, ich tropfte wieder, aber auf einen schlotternden, Es wollte mein Geheimnis wissen und ich hatte doch gar keines, keines von dem ich wusste. Wusste? Wusste!? Es ging also gar nicht um das Wissen, das blieb Es nicht verborgen, es ging Es um etwas drummherum oder DaZwischen, aber was?

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen