Freitag, 11. Mai 2012

Dialog zur Philosophie mit Robert Rauschenberg

Die Philosophen in Ihnen sind mal wieder gefordert. In der Tradition des philosophischen Zwiegesprächs, das bekanntlich schon seit den Anfängen des Fragens und weiter Denkens von so bekannten Namen wie Platon oder Galilei gepflegt wird, möchte auch ich einen weiteren Beitrag leisten, winzig zwar im Vergleich, aber in diesem Blog schon des öfteren geübt. Irgendwann kommt vielleicht auch was Grosses dabei raus, aber das beurteilen Sie.
Es ist eine kleine Reise, ganz weit hinaus in die WEITEN des SEIN, hin zu einem ekstatischen Höhepunkt, auch in der Entfernung vom Selbst, und ein bequemes Zurück-fallen/-reisen in unsere Alltagswelt, also schnallen Sie sich kurz an.

Als Aufhellung und Einfärbung füge ich ein paar sehr schöne Werke von dem im Titel erwähnten Künstler ein, irgendwie erscheinen sie mir hierzu passend?
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"Recital (Spread)"
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A: Thema: "Fragen stellen auf die Antworten der Welt."
B. Besteht die Welt aus Antworten?
A: Ich denke, Alles, was da ist, kann befragt werden. Das bedeutet im Umkehrschluss, das Alles, was da ist auch eine Antwort ist, zumindest Eine. Und das reicht vom Allerallerkleinsten, aus dem das Alles besteht, also der Grundsubstanz, bis zum Allerallergrösten, also dem Gesamten SEIN. ALLES ist mindestens EINE Antwort.
B: Eine buddhistische Grundformulierung: Alles ist Eins.
A: Das ist zuuu einfach, Nein, es geht darum, dass Alles mindestens Eine Antwort ist und dieser einen Antwort auch würdig ist, also nicht einfach ignorierbar ist, auch wenn Es verschwindend klein, unscheinbar oder unermesslich GROSS ist.
B: Alles ist nicht nur Eins?
A: Ja, Alles ist Vielheit, das gilt für die menschliche Ebene und dessen "Einheiten", aber es gilt ebenso für die Alles aufbauende Grundsubstanz.
B: Wobei die Grundsubstanz wohl jeweils nur eine Antwort ist, und das SEIN somit fast Unendliche Viele minus Eins. Aber wie ist das mit den Fragen? Gibt es da nicht schon für das kleinste Partikelchen fast unendliche Fragen?
A: Nein. Denn dann wäre es so, dass alle Fragen, auch Allem "Was ist?" gestellt werden könnten, dass es also einen Riesen-Satz an Fragen gibt, mit dem jede Anwesenheit befragt werden könnte. Und dieses Eine wäre damit völlig überfordert, oder?
B: Ja. Das würde wiederum bedeuten, dass es auf keine einzige Frage nur eine Antwort gibt, sondern auf jede der Fragen so viele Antworten, wie es Etwas gibt.
A: Nein. Also, wenn Wir nur mal ganz klein anfangen, wenn es also 10 Etwas gibt, dann gäbe es mindestens 10 mal hoch die Riesenmenge an Fragen. Das ist kaum in Zahlen zu fassen, schon bei nur 10 Etwas. Wenn Wir also davon ausgehen, das in diesem Universum schon ENORM ziemlich Viele Etwas existieren und Wir die Alle mit Allen Fragen hochnehmen, dann kommt eine UnSumme dabei heraus.
B: Die Niemand erfassen kann. Niemand und Nichts.
A: Nichts kann sowieso nichts erfassen, und wo bleibt dabei auch das Konkrete, oft lautete die einzige Antwort: Gelb. Aber das ALLES, das SEIN Selbst, kann vielleicht diese Riesenmenge an Fragen und Antworten erfassen, denn es ist schliesslich diese Menge.
B: Diese Menge an Etwas und den Fragen dazu.
A: Die Mengen an Antworten und die Menge an Fragen.
B: Ergibt das SEIN.

Exstase

A: Wow! Das ist wirklich Wow!. Das ist Wow mal Wow mal Wow hoch Wow!
B: Mal Wow mal Wow und so weiter.
A: Und Wir sind Menschen?
B: Und das ist kein Wow?
A: Naja, schon so ein klein wenig Wow. Fragt sich nur, für Wen, besser, Was dieses Wow ausspricht, wenn Es ein Mensch erkennt?
B: Das SEIN vielleicht?
A: Aber Wir sind doch mitten im SEIN, Wir sind doch aus SEIN, Wir sind DaSein, also warum sollte das SEIN, wenn ES ein Mensch erfühlt oder erkennt, Wow fühlen oder denken?
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Daniel Buren, "Impression zu Wow"
Ein bisschen Abwechslung zu den RRs, denn hier passt keines besser.
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Philosophie bis zum SEIN

B: Denkt das SEIN?
A: Fühlt das SEIN
B: Das ganz bestimmt. Ich denke, das SEIN fühlt ALLES. 
A: Du denkst?
B: Ja, ich denke.
A: Wenn Du aus SEIN bist, wenn Du DaSein bist ...
B: Oha! Du bist richtig. Wenn ich denke, denkt auch das SEIN, da ich aus SEIN bin.
A: Das SEIN denkt. Zumindest in Uns denkt das SEIN.
B: Wir philosophieren!
A: Ja, aber schon von Beginn an, denn das Thema lädt dazu ein. Es kommt darauf an die richtigen Fragen zu stellen, um Antworten zu finden, die eine Neuigkeit einbringen oder erklären, oder Fragen zu formulieren um die Weite der RaumZeit weiter auszuleuchten. Das ist doch die Aufgabe der Philosophie.
B: Nicht nur, das kann Mensch auch ausserhalb.
A: Dann formuliere ich es anders, weil Du von einem Fachbereich der Universität sprichst. Mit Philosophie ist aber nicht nur ein Bildungsbereich gemeint, Philosophie ist der Begriff für alles Fragen.
B: Sagst Du.
A: So hat es angefangen. Die Begründer der Philosophie besuchten keine Universität, sie fragten und gaben die ersten Antworten.
B: Und was ist mit der Religion? Du vergisst, dass schon lange vor den Griechen und Chinesen und Maya und und und die Menschen im und aus dem Glauben heraus Fragen gestellt haben und in den Mythen die ersten Antworten gefunden zu haben glaubten.
A: Gefunden zu haben glaubten. Schön formuliert. Ja, ist klar, schon seit dem Aufkommen von Bewusst-heit und erst recht, seit den Anfängen der Sprache, stellen Wir Menschen Fragen und finden Antworten, glauben zumindest, sie gefunden zu haben. Wenn Du so willst, ist also die Philosophie die Sparte des Glaubens, die berufsmässig fragt.
B: Die Philosophie ist eine Sparte des Glaubens, ein Kind des Glaubens?
A: Poetisch und vielleicht sogar Wissenschaftlich möchte ich formulieren, die Philosophie, also das drängende Fragen, ist die Haut des Glaubens. Das Wissen sitzt auf dem Glauben auf umrundet Es, hüllt Es ein, es (das Wissen) ist der nach Aussen gerichtete [Rand]Bereich des Glaubens.
B: Das Glauben weiss nicht?
A: Ja, aber das Glaube fühlt und dieses Gefühl braucht Sicherheit, braucht Stabilität und die sucht Es sowohl im Inneren, wie auch im Äusseren.
B: Die Haut streckt also die Tentakeln in beide Richtungen aus, um Wissen und somit Sicherheit zu erspüren.
A: Genau. So denke ich, ist das DaSein aufgebaut: Eine innere Erregung möchte den Selbst-Erhalt und braucht dafür Gewissheit und Sicherheit.
B: Das HauptKennzeichen des DaSein ist also die AusBildung eines Innen im und mit einem Aussen, das DaSein ist also in der Trennung entstanden?
A: Vielleicht? Ob das SEIN eine ungeformte Masse ohne innere oder äussere Trennung, also Verschiedenheit oder Unterscheidung ist, ist für Uns noch nicht erfassbar.
B: Und die Philosophie mit ihren Ablegern, den Wissenschaften strebt danach, dieses Alles zu erfassen, einzuholen ins Gefühl? 
A: Ja, gewiss, Sie ist ein Kind des Wissenwollens, wenn nicht gar des Wissenmüssens und dem Bedürfnis für Klarheit. Die Philosophie versorgt das Wissen mit Inhalt und das Gefühl mit Sicherheit.
B: Was Mensch so alles sagen kann? Ich bin verwirrt. Die Philosophie verschafft also dem Wissen den Inhalt und entstammt selbst dem Glauben? Kann Mensch diese Sphären überhaupt so klar trennen, in eine des Glauben, also der Unwissenheit, der Annahmen, der Vorstellungen, falsch und richtig, der Unsicherheiten und Unsinnigkeiten und eine des Wissens. also der Klarheit, der Fern- und Einsicht, der Wahrheit, der Gewissheit und der Folgerichtigkeit?
A: Der Logik?
B: Wenn Du meinst.
A: Vielleicht ist es ja auch so, dass der Bereich des Wissen, einer innerhalb des Glaubens ist, also darin wächst und nicht ausserhalb, somit kein Gegenpol vom Glauben ist, wenn auch Viele das gerne so sehen wollen?
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"Storyline IR"
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Mensch-Sein

B: Du betonst gerne die Einheit, aber selbst in der Einheit gibt es Gegensätze. Mal so, mal so, heute so, morgen so und das von einem einzigen Mensch. Da ist es doch auch möglich, dass es einen Bereich gibt, der glaubt und einen davon verschiedenen Bereich, in dem das Wissen zu finden ist, mit Etwas DaZwischen. Mir ist doch auch klar, dass absolut Nichts im DaSein völlig und hermetisch abgeschlossen oder abgesondert ist, also ist ja klar, dass es zwischen dem Glauben und dem Wissen garantiert etliche Verbindungen und Kanäle gibt.
A: Das könnten Wir jetzt soweit treiben, dass Wir Jedes Etwas im DaSein unter die Lupe legen und feststellen, dass es von einer Haut umgeben ist, von einer durchlässigen Haut, ja, aber eben auch getrennt von Jedes anderen Etwas im SEIN. Jedes Mensch ist Gleich jedes andere Mensch im DaSein. Jedes Mensch ist vom selben Ursprung, ist vom selben Aufbau und aus der selben Grundsubstanz, erst die Haut macht sie Gleich. 
B: Und zwar jede Haut. Um jedes Organ, um jede Zelle, um jedes Molekül. Die Haut ist der Gleichmacher. Die Substanz aus der ALLES ist, ist dieSelbe, und die Haut schafft den Abstand, der Uns Gleich macht.
A: Wird das nicht langsam zu viel Philosophie, zu viel SEIN und zu viel Erkenntnis und zu wenig Gefühl?
B: Du willst Gefühl?
A: Ich bestehe drauf, mehr noch, ich bestehe daraus.
B: Aus Gefühl.
A: Aus purem Gefühl.
B: Und wo bleibt das Wissen, wo bleibt da die Logik?
A: Alles aus Gefühl.
B: Ach? Du bist wieder bei der Einheit, Du möchtest wieder Alles in einen Topf schütten und umrühren und daraus die Lebendigkeits-Suppe schöpfen, ja mehr noch, das gesamte DaSein ist Dir eine Einheit, fast ohne Grenzen, ein einziger Mischmasch. Das ist mir zu unklar. Wo bleiben da die Augen, die sehr wohl eine Verschiedenheit wahrnehmen, wo bleiben da die Ohren, die sehr wohl einen Unterschied hören und wo bleibt da der Geschmack, der gern in Süsse taucht und auch Schärfe nicht verabscheut und und und?
A: Ja, wo ziehen Wir die Grenzen zwischen der Einheit, die eine Substanz ist, die auch das DaSein ist und der Vielheit, die daraus entsteht und darin enthalten ist? Was ist Einzig, UnverGLEICHlich und was ist Masse, Schwarm?
B: Die grossen Fragen, die Wir aber nicht beantworten können.
A: Noch nicht.

AufLösung der Masse

B: Ich weiss, Du bist ein hoffnungsvoller Optimist; Eines, das weiss, schon nicht mehr glaubt, dass jede Frage zu beantworten ist, sei sie auch noch so gross oder kompliziert.
A: Bis jetzt sind Wir noch an keine Grenze gekommen, die unüberwindlich ist. So eine Grenze ist noch nicht mal in Denkweite, und Du weisst, dass die Denkweite bei manchen Menschen schon immer weit weit jenseits des Jetzt und Hier und Heute hinausreichte; und von Denen kommt kein Haltesignal. Und Du weisst auch, das macht manche dieser Fernfühlenden und Weitwahrnehmenden sogar Angst, dass da so gar kein Ende erkennbar ist.
B: Ja, das macht so haltlos, so freischwebend, so orientierungslos.
A: Deshalb ist die Orientierung innerhalb der Gruppe, der Art auch so wichtig, all das festhalten aneinander und die behinderte Freiheit voneinader.
B: Aber, was wollen Wir machen? Je weiter Wir schauen, und so ferner Wir fühlen, ist Entwicklungsoffenheit, sogar die Forderung kommt aus der RaumZeit, dass Wir weiter sollen; die Ferne bitteschön zu erkunden haben und nur ja nicht stehenbleiben, sonst gibts was auf die Haut und mitten rein ins Fleisch, bis in die Gene hinein und Wir werden geändert. Denn Wir hier können das Programm nicht aufhalten, selbst wenn es Uns zu viel wird, oder zu bunt, oder zu ... was weiss ich?

EinHalt! oder RR
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"Flower ReRun"
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A: Wir sprechen hier ständig von der Spezies als Ganzer, aber wenig vom einzelnen Mensch, denn das kann schon stehen bleiben und entscheiden: Ich mach da nicht mit, ich halt mich da raus, macht ihr Anderen Fortschritt, ich mache Rückschritt, ziehe mir Klamotten vom 19. Jahrhundert an, setzte den Hut auf und lese nur noch Dickens und Hugo, oder Kant und Fichte und ergötze mich am Kutschengetrappel aus der Stereoanlage.
B: Immerhin aus der Stereoanlage, weil in Real gibts das nur noch in den Touristenzonen der Grossstädte oder in einem fernen Land. Ja, Du hast recht, die Evolution ergreift die Lebendigkeit als Ganzes und zieht die Masse, wie einen Schweif hinterher. Da sind etliche eben auch ziemlich weit hinterher, hängen noch in fern zurückliegenden Vergangenheiten, während Vorne die Tast- und Spürsinne schon weit in die Zukunft reichen.
A: Das malt ein Bild der Lebendigkeit als Zug, der durch die RaumZeit fährt, oder wie Du sagst, gezogen wird.
B: Die Lebendigkeit hängt an einem Seil und wird vom DaSein durch das SEIN gezogen.

Ist ein Ziel in Sicht?

A: Nein, die Lebendigkeit ist das DaSein. Das DaSein ist der etwas gelehrte Begriff der Lebendigkeit. Das DaSein ist ohne Seil, vermute ich, es ist eine Schöpfung des SEIN, mit dem Auftrag zu erforschen und zu begreiffen, um irgendwann einmal Selbst-Verantwortlich zu entscheiden.
B: Vermutest Du? Und wenn es überhaupt kein SEIN gibt, das ein DaSein erschaffen hat, um so hochfliegende Pläne zu verwirklichen, sondern nur einfach einen Haufen Zufall und Chaos, aus dem Wir hier kurzfristig aufleuchten, um in Bälde, wenn das auch noch ein paar Billionen Jährchen sein mögen, wieder in diesem Haufen Chaos zu verlöschen.
A: Könnte sein, aber alle Signale, die ich empfange, deuten auf etwas anderes, als nur blossen Zufall, blosses richtungsloses Aufleuchten und nur sinnloses Verschwinden in der Ferne.
B: Vielleicht sind Wir gerade in einer Phase, die in eine gewisse Richtung gezogen oder geworfen wird und deshalb nimmst Du das so wahr. In Wirklichkeit ist das vielleicht eine kurzfristige Bewegung im Chaos, das, wie gesagt, auch Billionen Jahre dauern kann, und diese Bewegung, mit Uns als Passagieren, platscht irgendwann belanglos ins Chaos zurück, plumps.
A: Mag sein.

Die Exstase flaut mit Bedeutung ab

B: Das gefällt Dir nicht, weil Du nach Bedeutung suchst, nach Halt, nach Orientierung und Richtung in deiner persönlichen Lebensreise, aber die braucht wahrscheinlich gar nicht das ganze DaSeins-Gedöns und all die Zukunfts-Befragung, weil das viel zu weit geht, für so ein kurzfristiges Lebewesen, wie Uns. Für Eines, wie Uns, ist viel entscheidender, was Hier und Jetzt passiert und machbar ist und nicht die enorme Weite der RaumZeit und die ebenso enorme Riesigkeit des SEIN.
A: Du bist für die Konzentration auf das Kurze und Kleine, auf das schnell machbare und sofort fühlbare, und willst die Weite der RaumZeit dem DaSein oder dem Zufall überlassen?
B: Ja, so in Etwa. Ich lebe, wenn es gut läuft, 100 Jahre. Die möchte ich geniessen, was kümmern mich da Prozesse, die so gigantisch sind, dass ich sie niemals auch nur ansatzweise erfasse, geschweige denn begreife, und was kümmert mich eine ferne Zukunft, in der Ich schon Äonen vergessen bin. Das ganze Thema ist etwas für saturierte Menschen, die sonst nichts zu tun brauchen, die so dahinschwelgen können, in den Weiten der Unerheblichkeit und den Fernen der Uneinsichtigkeit, ein präsentes, praktisches Mensch kümmert das wenig. Eigentlich gar nicht.

Letzte Gegenwehr im Fallen

A: Dann verpasst Es, das Mensch, aber etwas.
B: Was?
A: Die Weite und die Ferne. Denn ich habe die Möglichkeit diese Weite und Ferne zu erkunden, also nutzte ich sie auch, und lasse mich nicht von praktischen und präsenten Menschen, die zweifellos wichtig sind, um das Hier und Jetzt zu organisieren und zu gestalten, abhalten abzuschweifen und daraus vielleicht sogar nützliches für das Heute zu entnehmen. Ein nur auf die kurze Lebenszeit beschränktes Bewusst-Sein und Handeln ist mir zu einfach und viel zu eng. Und ich geniesse die Lebendigkeit ebenso und vielleicht sogar etwas weiter, wie die praktischen und auf den persönlichen Umfang begrenzten Menschen.
B: Nun gut, aber jetzt wieder an die Arbeit, was gibts zu Essen?

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