Montag, 21. Mai 2012

ETerraPation

Gestern schrieb *ich über den Prozess des Emanzipation, also einer Distanzierung und Selbst-Befreiung von Vorgaben, von Vergangenem, von Umgebendem, von Herkunft, von Vorurteilen, aber auch von das Hier und Heute, also von einem «HerausRütteln» aus einer Fassung (Prägung) in die ein-Es hineinge(dreht)gezeugt wurde.

Das Emanzipation ist das Öffnung, das Erweiterung des persönlichen Zukunft, immer aber auch mit  das MitNahme all desJeniges (Sie wissen, *ich vermeide jedwede geschlechtliche Anmassung, gerade bei etwas scheinbar so unwichtigem), welches ein-Es ermöglicht hat, also nimmt das Kind, das emanzipiert auch stets die Eltern, ja die ganze inner- und ausserFamilie mit, die Kinder nehmen auch stets die Gesellschaft mit, in und aus der Sie emanzipieren, denn die ist auch mit Ihnen im Wandel. Beispiele gibt es, denke *ich, genug, in der Vergangenheit und dem Hier und Jetzt.

Jetzt ist bei der gesamten Menschheit, von der *ich nicht nur die vergangenen Tage schrieb, die Frage: Woraus emanzipiert das Menschheit, woraus distanzieren wir Uns / Einander, woraus gehen Wir in mehr Abstand und öffnen unsere Möglichkeiten und unsere Zukunft einen Spalt weiter, als das WORAUS es uns bisher möglich gemacht hat; und Was nehmen Wir bei unserer Entwicklung und Emanzipation mit?

Kurze Zwischenfrage: Wissen Sie, wie der Begriff "Emanzipation" entstand?
Ja, dann überspringen Sie das Blaue.

Nein, dann: aus dem Herkunfts-Duden: »Der ursprünglich im römischen Patriarchat begründete Sinn von lat. 'emanzipare' war: "einen erwachsenen Sohn (bzw. auch einen Sklaven) aus der väterlichen Gewalt zur Selbstständigkeit entlassen". ... Lat. 'e-mancipare' bedeutet wörtlich "aus dem Mancipium geben", wobei 'Mancipium' aus lat. 'manus' = "Hand" und lat. 'capere' = "erfassen, zu-/ergreifen" (auch der Ursprung von "kapieren") gebildet ist.«

Den Römern war das also eine Feier, die Kinder (damals nur die Söhne!) und verdiente Sklaven, mit einem HandGeld auszustatten, und damit aus dem direkten Einflussbereich zu entlassen.

Was entlässt uns Menschen?

Wenn Wir in das Phase einer Emanzipation sind? Was stattet Uns mit einem "HandGeld" aus und, was ist dieses HandGeld in und für Uns? (Das Selbst-Bewusst-Sein vielleicht?); oder sind das Alles nur schöne phantasierte Geschichten?
Zweifel sind angebracht, immer!

Ich habe einen Text gefunden, das vielleicht etwas Aufklärung bringt, denn, wenn wir Menschen irgendwo eingebettet sind und, wenn Wir irgendwo gezeugt und hineingeboren worden sind, dann ist das doch wohl zuallernächst dieses kleinst-PlanetenSystem Erde-Mond, in dem Wir Alle so schön oder auch weniger schön herum erLeben, oder?


Also wenn es eine Emanzipation des Menschen gibt, dann wohl zuallererst von unserer direkten Umgebung, unserer Aussenwelt, in das Wir er
Leben und erleiden und von das Wir ziemlich heftig abhängen; und des Wir genauso deftig ausgeliefert sind.

Noch!
Daniel Buren, "Westwind"
Dazu das folgende:

Aus der Frankfurter Allgemeine Zeitung, vom 08.12.2011, von Joachim Müller-JungEine Rezension zu dem Buch »Auf Gedeih und Verderb". Die Erde und Wir: Geschichte und Zukunft einer besonderen Beziehung.«
Von Tim Flannery, erschienen bei S. Fischer, 368 S., 22,95€.

Titel: «Die Kakerlaken waren keine Klimasünder»,
Untertitel: "Der Superorganismus als Hoffnungsträger und die ökologische Tugendgemeinschaft im Blick: Tim Flannerys Plädoyer für eine Zukunft mit Gaia."

Wenn alle ökologisch Gestimmten dieser Welt so optimistisch aufgelegt wären wie Tim Flannery, der australische Zoologe und Regierungsberater in Sachen Klima, dann müsste man sich nicht weiter Gedanken machen, was am Ende dieser Woche bei dem klimapolitischen Gezerre in Durban herauskommt. Klimakonferenzen mit annähernd zweihundert Teilnehmerstaaten hält Flannery schon aus spieltheoretischen Erwägungen für Totgeburten.
Wenn der Mensch das Weltklima retten wolle und also verbindliche Beschränkungen für Treibhausgas-Emissionen zu erreichen versuche, müsse das Ziel lauten: so viel wie nötig, aber so wenig wie möglich Pokerpartner am Tisch. Dass dies nicht geschieht und Flannery dennoch zumindest langfristig keineswegs so schwarzsieht, wie es der zähe Klimakonferenzrummel nahelegt, liegt an einer Überzeugung, die der Autor knapp sechs Jahre nach seinem erfolgreichen Wachrüttelband „Wir Wettermacher“ in einem neuen Buch offenlegt: Flannery zeigt sich in ihm als Gaia-Jünger reinsten Wassers. Das ist erstaunlich genug für einen Autor, der sich bisher fast durchweg der naturwissenschaftlichen Empirie bedient und die Poppersche Erkenntnistheorie mit ihrer Verpflichtung auf experimentelle Beweisführung zum Maßstab genommen hat. Aber Karl Popper war mit der Metaphysik als Quelle für neue Ideen und Theorien ja auch gar nicht so streng.

Die Lage sei nicht hoffnungslos
Im Jahr 1972 freilich, als der englische Mediziner und Chemiker James Lovelock in der Fachzeitschrift „Atmospheric Environment“ erstmals seine Gaia-Hypothese ausformulierte, in der die Erde als ein lebender, supervernetzter Organismus betrachtet wird, da waren die naturwissenschaftlichen Kollegen erst einmal aus dem Häuschen vor Aufregung. Pseudowissenschaft schimpften sie, „Pop-Ökologie“ nannte der Evolutionsbiologe Richard Dawkins die Idee eines pulsierenden geobiochemischen Gesamtkunstwerks Erde. Das hinderte Flannery nicht daran, den Faden einer ganzheitlichen Theorie geschickt aufzunehmen. Sein naturwissenschaflicher Held ist aber eigentlich nicht Lovelock, sondern Alfred Russel Wallace. Der Evolutionsbiologe formulierte nahezu zeitgleich mit Charles Darwin die Evolutionstheorie. Er versuchte allerdings nicht wie jener, im Tier- und Pflanzenreich systematisch die Puzzleteile zu finden, die seine Auslesethese stützten, sondern wollte die Evolution eher auf der Ebene der Planeten und des Universums zu verstehen. Für Wallace war die Erde etwas Einzigartiges. Er ließ sich auch von Spiritisten begeistern, was seinen Ruf unter Naturwissenschaftlern jener Zeit nachhaltig beschädigte.

Für Flannery haben Wallace’ und Lovelocks Ganzheitlichkeit nichts Esoterisches an sich. Aus der „Superorganismus“-These gewinnt er vielmehr den positivistischen Grundton dieses Buches. Die Bedrohung insbesondere durch den anthropogenen Klimawandel hält er zwar für zivilisationsgefährdend, womit er strenggenommen bereits den naturwissenschaftlichen Konsens verlässt. Aber die Lage sei nicht hoffnungslos. Ihm gefällt die Idee, die Erde könnte am Ende einen Ausweg aus den gegenwärtigen Umweltkrisen finden - dank ihrer inhärenten Bereitschaft zur Selbstregulation bis hin zur ökologischen Selbstreinigung.

Der Organismus Erde ist nicht beneidenswert
Als Leser kann man schnell Gefallen an dem Gedanken finden, dass naturgegebene Mechanismen wie Kooperation (“der Kitt“) diese Selbstheilungstendenzen fördern. Solche Hoffnungsgedanken zu wecken ist nichts Schlechtes. Flannery tut das immer wieder. Sein roter Faden dabei ist die Naturgeschichte, insbesondere jene der Gattung Mensch. Er liefert eine, wie er schreibt, „Doppelbiografie“ - die des Menschen und der Erde. Als Kulturwesen hat der Mensch den Planeten seit Millionen Jahren verändert und ihn dabei immer wieder schwer gestresst.

Flannery bietet zum Beleg eine Batterie an Beispielen ökologischer Verwüstungen. Der Mensch rottete, kaum dass er die Kontinente bevölkert hatte, zuerst die Großsäuger aus, dann ging er an die Zerstörung der Lebensräume und schließlich begann er „Krieg zu führen“, wie Flannery schreibt, nämlich blindwütig gegen sich selbst und gegen die gesamte Natur vorzugehen.

Es geht in dem Buch quer durch das sozioökologische Sündenregister: Überbevölkerung, Verstädterung, Artenschwund, Abholzung, Luftverschmutzung, Ozonloch - nichts wird ausgelassen. In diesem Teil des Buches wird man das Gefühl nicht los, Flannery kann sich von den apokalyptischen Beschreibungen, wie er sie in Jared Diamonds „Kollaps“ bemängelt, selbst nicht wirklich distanzieren. So gewaltig kommt der „Störfaktor Mensch“ daher, dass man den Organismus Erde nicht beneiden kann um diesen expansiven Parasiten. Das kann eigentlich nicht gutgehen. Bis dann eben der Mensch in Flannerys naturgeschichtlicher Dramaturgie plötzlich nicht mehr als innerer Feind, sondern als Teilhaber des Superorganismus und dessen Aufstieg ins Spiel gebracht wird.

Das Ergebnis kann eine intelligente Erde sein
Von nun an greift alles ineinander, gesellschaftlich und - trotz aller sozialen Ungerechtigkeiten, Kriege und energiewirtschaftlichen Irrwege - sogar politisch, so dass der Mensch am Ende zum Hoffnungsträger wird. Streng wissenschaftlich kann Flannery das alles nicht beweisen. Er behilft sich meist mit Analogien. Was vor 190 Millionen Jahren mit dem Zusammenschluss der ersten Kakerlaken zu sozialen Verbänden und schließlich zum hypersozialen Termitenstaat geführt habe, der sich über Millionen Jahre in der Evolution bewährt hat, das sieht Flannery auch für die Zukunft des Menschen als Möglichkeit der langfristigen Fortexistenz. Koordination und Kooperation sind sein Konzept, die „Optimierung von Ökosystemen“ sein Credo. Wenn wir endlich anfingen, eine „Tugendgemeinschaft“ zu werden, könne Gaia eine „Revolution“ und das Ergebnis eine „intelligente Erde“ sein.

Die elektronische Vernetzung der Menschen weltweit in sozialen Foren sieht er nicht bloß als demokratische Chance, sondern auch als Kommunikationsstrategie für die konstruktive Fortentwicklung des Superorganismus Erde. Flannerys Pathos hat gelegentlich recht arglose Züge, seine Seriosität leidet unter manchen oberflächlichen Beschreibungen oder Schlampereien, wenn er etwa von der „Rekonstruktion des Mammutgens“ statt vom Genom schreibt. Aber bei alledem bleibt sein Buch doch informativ und anregend.

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