Donnerstag, 14. Juni 2012

Die Richtung der Poesie, mit Rimbaud

Worum geht es in der Dichtung? Um die Wahrung der Bewährung, um die Behaltung der Form, um die Veränderung des Wandels. Oder geht es nur um Zeitvertreib?
Das entscheiden Sie.

Dazu ein theatralischer Monolog, den *ich bereits im Januar, im Winter, in der Düsterkeit, mit schwerem Magen geschrieben habe, den *ich aber, trotz der Sommersonne, immer noch aktuell finde und den *ich, trotz der hoffnungsfrohen Stimmung und vieler neuer Erkenntnisse, noch einmal, mit leichtesten Veränderungen, vor Sie hinstellen möchte.

Mit einer wundervollen Einleitung, die besser ist, als mein Text danach, aber diese "Demütigung" sind mir die Worte von Durs Grünbein wert, sie geben wieder, um was es, für Durs Grünbein und auch *mich, beim Schreiben, bei dem inneren und dann auch äusseren Fluss der Sprache und deren Tropfen, der Worte, AUCH geht:

Um die Selbst-Unabhängigkeit {-Freiheit} in der Geborgenheit des Mit-Einander im DaSein.
Also um die Erweiterung hin, zur weitestmöglichen Freiheit eines Jedes Selbst - MIT / in der ZusammenArbeit in der Gemeinschaft des DaSein -, somit der ZuNahme der Verantwortung des EinzelnEs für das Gesamte: das bedeutet auch die Abnahme von Vorgaben, Fremdbestimmung und Zwang durch die Natur, in Form von Prägung (Evolution) und Beharrlichkeit (Gene); und dadurch auch die Abnahme, die Dämpfung von Gesellschafts- und GruppenDruck.

Es geht darum, das Mit-Einander zu stärken, also das soziale Zusammen-daSein mit all den anderen LebeWesen zu achten und für ein friedliches und förderliches Auskommen darin mit-zu-sorgen (Ist das Verantwortung?), OHNE Jedes Selbst darin in der Entwicklung und gewünschten Ausprägung zu behindern.

Die Grundlage der Freiheit des Selbst ist ein wechselseitig aufmerksames und verlässliches Miteinander.
So fühle ich das.

Ich vermute Durs Grünbein spürt das ähnlich, hier also seine Worte, die ich einem Text entnommem habe, den Er in der FAZ veröffentlicht hat und den ich vollständig, unter dem Titel: "Dank an Durs Grünbein", hier in den Verantworten-Blog eingestellt habe: 
Hier ein Auszug daraus:

»Was ihre Gegenstände betrifft, so sind sie tatsächlich uralt und bei allem Variantenreichtum beinah stereotyp, wie es scheint. Es sind die Liebe, das Begehren, das Rätsel der Zeit, die Schocks der Erkenntnis, die einer am eigenen Leib macht - und der immer wiederkehrende Glücksmoment, sich als Teil des Universums lebendig zu fühlen. Dies drängt im Gedicht zur Sprache, koste es, was es wolle. Aber es ist das spezifische Erlebnis eines Einzelnen, das hier für Abwechslung sorgt und die Dinge von Zeit zu Zeit neu erstrahlen lässt - so noch nie zuvor angeschaut.

Heute kann ich hinzufügen: Der Dichter ist wirklich das Wesen, das seinem Leitstern folgen muss, seinem daimon, wie es in der Sprache des Sokrates hieß. Dass es ein Philosoph war, der mit dem Ausdruck auf der Rolle des Individuums beharrte, sagt uns, wie eng das Erwachen der Persönlichkeit im frühen Griechenland mit dem Erwachen des Geistes einherging. Niemand sollte sich von der später so bequemen Trennung in Dichten und Denken irremachen lassen. Besser, man geht von einer Arbeitsteilung aus, die am Ende allen zugute kommt. Der Dichter muss seiner eigenen Traumwirklichkeit folgen, nicht selten auch seiner abgründigen Psyche, wie es alle die Zerrissenen taten, die sich ins goldene Buch der Menschheit eintrugen - hier hat jeder seinen Favoriten parat. Der Dichter ist einer, der lernen musste, allein zu sein, nonkonform, keinem verpflichtet - keiner äußeren Macht, keinem höheren (religiösen oder philosophischen) Prinzip, nicht einmal einer vorherrschenden literarischen Strömung. Er wird aber, bei aller sozialen Kontaktfreudigkeit, auch dann noch der Einsiedler inmitten der Gesellschaft sein, wenn alle Religionen, alle demokratischen Ideale zu kollektiver Routine verkommen sind.
Die Unabhängigkeitserklärung der Poesie.«
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Ein Gedicht.
Abendhimmel über B- Kreuzberg
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Hier nun mein NeuronenGewitter, das im Winter über den Hals, die Schultern, die Arme, in die Hände geflossen, oder auch geschossen ist, so schnell, und zuerst auf Papier und dann Hier gelandet ist:

Die Worte fliessen und schwingen und ergeben folgendes:
Das Mensch strebt nach Vollkommenheit, mit dem Mute der Verzweiflung, obwohl -Es ahnt, dass, wenn die Vollkommenheit erreicht ist, es vorbei ist. Mit dem Streben, mit dem Mut und auch mit der Verzweiflung. Als auch mit der FREUDE, dem LEID, dem Beben und der Ereifferung.

Und das Mensch strebt nicht, weil -Es will, sondern, weil -Es muss. 
Es ist in die Spur gestellt oder auch gelegt worden, und findet aus dieser Spur bis Heute nicht hinaus. Es folgt. Es muss, weil -Es so gebaut ist. Es ist aus Bio gebaut und folgt der Biologie.
Biologismus.

Der Kapitalismus ist eine der vielen Spielarten, des Biologismus. Und der Biologismus ist eine Spielart, des DaSeins. Biologie muss leben. Lebendigkeit muss streben. Immer schön in der Spur bleiben.
Folgen Sie der, für Sie, vorgesehenen Route. Wenn Sie die Spur verlassen wollen, müssen Sie bezahlen. Aber erst einmal, müssen Sie wollen.
Müssen Sie wollen können. Sonst bleiben Sie automatisch in der Spur, denn, ohne zu wollen, gibt es kein ausser der Spur sein.
Nur DaSein, aber das ist schon Viel.
Verstehen Sie das?

Die Biologie besteht aus ? und Regeln; diese Substanz und die Regeln, mit denen sie zusammengesetzt ist und die den Rahmen der Bewegungen einhegt, macht(!) Lebendigkeit möglich und gibt eine EntwicklungsRichtung vor. Voran immer nur voran, weiter immer weiter, in der Spur.
Aber da ist etwas passiert, schon ganz am Beginn, etwas wundervolles: eine Rückkopplung.
<-Rück-Kopplung<-

Das Weiter immer Weiter, hängt am Haken mit einem sehr sehr sehr langen Seil. Nur ein Bild, aber so in Etwa ist das DaSein eingebunden. Und das Voran, immer schön Voran, ist eingebettet in ebenfalls etwas wunderbares: in Geborgenheit. Nur so ein Gefühl, aber so in Etwa ist die Lebendigkeit eingelegt, in weiche, warme Tücher (siehe dazu auch meine Bemerkungen in diesem: http://sprechlichtung.blogspot.de/2012/06/kuhkomfort-und-die-folgen.html. Beitrag)

Da ruft ein-Es (ein Mensch) aus der zweiten Reihe: "He, was kümmerts das DaSein, wenn die Lebendigkeit verreckt! Was kümmerts mich also, was das DaSein macht(!)!" Die zweite Reihe senkt die Stimme und sagt noch: "Aber gut, machen Sie nur weiter mit diesen Gedanken, vielleicht hilfts ja was." Wenn ein-Es stirbt, ist das DaSein ungerührt, ja; wenn das DaSein stirbt, sind Wir, die Lebendigkeit, berührt. Was machen Wir aus der Tatsache, dass Wir in der Welle sind, dass Wir die Welle sind, aber die Welle das Einzelne nicht kümmert? Wir reiten auf oder in der Welle, aber die Welle bricht, wenn Wir unaufmerksam sind und bleiben, völlig ungerührt über Uns herein und herüber, und begräbt Uns zu Tode und rollt mit Uns aufgeschäumten Ehemaligen platschend an den Strand und Wir enden zwischen dem Sand platzend oder zerstäuben an nacktem Fels. "Genug der Bilder!", ruft ein-Es aus der dritten Reihe und fordert: "Klarheit!"

So laut! Als sei es so einfach Milliarden Jahre und Billionen mal Billionen mal Billionen Ereignisse einfach so vorzustellen, vor Uns. So VIEL! So ungeheuer Viel! Ohne die warmen, weichen Tücher zu verlassen und die Absicherung zu kappen. Ich sehe doch nichts, mit alle der Verpackung rundherum, und mit dem starren Blick zurück! Ich? Wer ist dieses Ich? Was ist dieses Ich?
Ich. 

Da greift die Antwort das Einzelne an und fordert -Es auf zu präzisieren. Präsent zu sein. Aus dem Wir auszusteigen, vor das Ich zu gehen. Los, sagt das DaSein, gehen Sie weiter, als nur Ich zu sein, vielleicht können Sie dann auf der Welle reiten und abspringen, bevor sie am Strand zerschellt. "Das DaSein als Welle!", ruft ein-Es von Hinten und von Vorne kommt der Ruf: "Das DaSein ist eine Riesen-Welle!". Von Hinten folgt der Schrei: "Aber da ist mehr! Da muss mehr Sein, als eine Welle. Worin wellt sie, die Welle und worauf wellt sie zu, die Welle?
Los geben Sie eine Antwort!

Dann bin Ich vielleicht bereit, vor das Ich zu treten, und Selbst zu sein.". Von Vorne haucht eine Stimme: "Ja, da ist Mehr. Mehr als Wir, mehr als das Lebendigkeit-Sein und grösser, als das DaSein.".
"Phantasie!", ruft ein-Es aus der Mitte und geht nach weiter Hinten: "Alles blosse Phantasie! Und wer zahlt meine Steuern!? Na los, sagen Sie schon! Ich muss schliesslich meine Kinder auf die Schule schicken und das kostet nicht wenig! Ja, Ich!"
Solange Wir das Ich nicht vom Selbst lösen, bleibt es beim ich und so, wie es ist.
Ist Ihnen gut, ist Ihnen gut, so wie Es ist? Ja. Dann ist es ja gut, aber spüren Sie mal ein wenig über-s ich hinaus, ist Ihnen dann immer noch gut?
Aufmerksamkeit lohnt, ist aber fordernd, fordert Veränderung und Was will das schon?
Ich.
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Das folgende Gedicht ist eine völlig unpassende NachStimmung auf den obigen Beitrag, weil es wieder meine Worte klein macht, trotzdem und egal, aber zuerst ein Foto des Dichters:
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Arthur Rimbaud
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Titel: GENIUS
Er ist die Güte und Gegenwart, weil er das Haus der schäumenden Woge des Winters geöffnet, der summenden, schäumenden Woge des Sommers, und gekältert den Wein und gebacken das Brot - er, der die Anmut entfliehender Gegenden ist und der übermenschliche Reiz einer Rast.
Er ist Güte und Zukunft, Liebe und Kraft, und wir, aufrecht im Schmerz und im Zorn, wir sehen ihn am Sturmhimmel fliegen und im flammenden Fahnenwald der Ekstase.
Er ist die Liebe, das wieder gefundene, vollkommene Mass, die unerwartet entdeckte, wunderbare Vernunft, ist ewige Dauer: das geliebte Vermögen jeder schicksalhaften Substanz. Wir alle stockten, erschrocken vor dem, was ihm und uns zuerkannt war:
O Wonnen der Gesundung, das Feuer unserer Gaben, die Selbstsucht der Liebe und die Leidenschaft - für ihn, der uns liebt sein ganzes unendliches Leben ...
Und wir rufen ihn wieder zurück, und er auf Wolken und Wegem ... Und weit tönt seine Verheissung, wo die Gebete endlich verhallen: »Werft diesen Aberglauben ab, diese uralten Leiber, das Leben in dieser Gemeinschaft: denn das ist die Zeit, die untergeht!«.
Arthur Rimbaud, 1895, aus den "Poésies complètes".

Wundervoll, und den damaligen RaumZeit-Bedingungen weit voraus, sogar Heute noch. Ich habe hier auch eines seiner Poeme zur Sprache eingestellt: Aufregend, Phantastisch! Ein Mensch von Heute, der viel zu früh gestorben ist, vielleicht auch, weil Er in diese RaumZeit nicht passte, in die Er hineingezeugt, hineingestelt wurde? Dickes Fragezeichen, weil ich nicht weiss, ob diese "ZuFrüh-Geborenen" nicht vielleicht wichtige Keime sind, die eine Entwicklung einleiten, sie vielleicht erst auslösen und lenken. Arthur Rimbaud, mir ganz wichtig, ein Leitstern.
Danke!

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