Montag, 19. November 2012

Gewerkschafts-Tanz

Dies ist das Ergebnis einer sogenannten Übersprungshandlung, im vorliegenden Fall schreibe *ich wohl besser von einer Übersprungsüberlegung, denn eigentlich haben die beiden folgenden (Be-)Funde wenig miteinander gemein, aber irgendwie ist doch alles miteinander verbunden, Sie werden es spüren (hoffe ich):

Aus der Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, vom 25.03.2012.
Aus der Seite 33, Rubrik: "Volkes Stimme".
Quelle: Institut für Demoskopie Allensbach.

Titel: Gewerkschaften sind beliebt

«Die Gewerkschaften gewinnen in der Bevölkerung immer mehr an Ansehen: Seit 2003 lässt sich ein kontinuierlicher Anstieg ihres Ansehens in den Umfragen beobachten. Hatten vor 9 Jahren nur 23 Prozent der Befragten eine gute Meinung von den Gewerkschaften, so sind es inzwischen 41 Prozent. Nur jeder fünfte Bürger steht den Arbeitnehmervertretern heutzutage noch kritisch gegenüber - 2003 waren es noch 46 Prozent.»

Spruch: "Wes[sen] Brot ich ess, des[sen] Lied ich sing."
Eine Weisheit schon der Minnesänger aus dem Mittelalter, zumindest im Deutschen, wahrscheinlich ist diese Weisheit, das meint, diese bewusst gewordene (also verwortete) Wirklichkeit, schon viel länger bekannt.

Obiges Umfrageergebnis zeigt, es gilt noch immer, fast unverändert. Die hingehaltene Hand der Gewerkschaften, also DesJenigen, das für eine Verbesserung sowohl der Arbeits- als auch Privatverhältnisse der Menschen in "abhängigen" Verhältnissen arbeiten und auch streiten, wird noch allzuoft ausgeschlagen, weil Mensch es nicht mit der Abhängigkeit verderben will.
Nur nicht mit den "Gebenden", den Versorgenden anlegen, ist die Devise.
Und ein vielleicht sogar das Überleben sichernder Zwang?

Die Abhängigkeit wird mit Zuneigung gefüttert, was für eine seltsame Wirklichkeit?

Was würde wohl geschehen, wenn alle "Nehmenden", die Gewerkschaften in dem Bemühen unterstützen würden, die Arbeits-, Bezahl- und ErLebensverhältnisse denen der "Gebenden" wenigstens langsam anzugleichen?
Mehr noch, was würde geschehen, wenn Wir ALLE die Hilfestellung der Erfahrung (aller Wissenschaften), der Folgerichtigkeit (Logik), sowie der eher leisen Töne der Empfindungen (alle Sinne) wahrnehmen und damit zumindest anerkennen würden?

Von entsprechender Handlungs-Weise erstmal abgesehen.
Das würde, denke ich, voraussetzen, dass Wir Menschen einen wesentlich höheren Empfindungs-/ und Wissensstand ausbilden können. Menschen, ohne ein tieferes und weiteres Mit-Empfinden für die Zustände und Belange des Selbst, des Anderes und dasjenige von Gemeinschaften, also ohne vertrauensgesättigte Offenheit und Wahrhaftigkeit in den Anfangsjahren, können später nur in Abhängigkeit gehalten werden, oder täuscht mich das?

Aber Selbst-Erkenntnis ist anstrengend.
Bisher merke ich noch eine - zumindest mich -, ziemlich nervende, gleichgültige Selbst-Bezogenheit und niedrigste Aufmerksamkeit, für die kleinere, grössere und weitere Umwelt, bei Oliver-August Lützenmir, aber auch um mich herum, oder wird das bei mehr Annäherung zu den Lebens- und Arbeitsverhältnissen der Arbeitgeber automatisch besser?

Da fällt mir auf, dass beide Seiten ("Gebende" und "Nehmende") ähnliche Defizite in Gefühl, Empfindung und Ein- sowie /Weitblick aufweisen, dass also die Reichtums- und Bewegungsunterschiede wohl doch weniger mit einer Verantwortung für das DaSein zu tun haben, als ich Eingangs meinte. Mehr Wissen, Raum- und Bewegungsfreiheit (Reichtum) und Komfort fördern nicht unbedingt die Verantwortung; weder für das Selbst, noch für das Andere und das Drummherum.

Wann sind Wir in der Masse also soweit (wenigstens) folgendes zu tun und zu formulieren?
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Das Folgende ist eine aktuelle Programmatik (Zielvorstellung) des Tanzes, formuliert von einem Menschen, der auch Tänzer und Choreograph ist:

«Der Stil ist aus einer Mischung von animalischem im Menschen, explosiver Energie, Kraft und An- sowie Entspannung, das macht die Schönheit aus.
Exzessiv zu sein bedeutet nicht nur voll aufzudrehen, es bedeutet höchstmögliche Aufnahmebereitschaft in grösstmöglicher Ruhe. Um diese extreme Sensibilität zu erlangen, muss man sich auch die Zeit nehmen können, man muss seine Schwächen kennen, nicht verschwenderisch mit seinen Bewegungen sein, seine Mittel immer sparsam einsetzen.
Virtuosität bedeutet die Fähigkeit ein Gleichgewicht zu finden zwischen Intelligenz, Wissen, Animalischem und Instinkten.
Sehr wichtig sind das Gleichgewicht und die "nicht-Unterscheidbarkeit" der Geschlechter; nur wenn wir von Gleichheit ausgehen, berühren wir die Seele des Menschen. Wir verlangen, dass die Tänzer/Mitglieder talentiert sind, tolerant und kreativ.
Zu den wichtigsten Dingen zählt die Offenheit, der Geist muss offen sein für neue Ideen. Wir zögern nicht uns von Vorstellungen zu verabschieden, von Ideen, von einem Ideal, wenn wir merken, dass es nicht funktioniert.»

So formuliert von Ohad Naharin, Batsheva Dance Company, entnommen einem Gespräch, ausgestrahlt 2009 in der arte-(Kultur-Reportage-)Serie "Metropolis".

*ich würde diese Zielvorstellung etwas anders formulieren, aber das tue *ich ja ausgiebig und zugänglich in meinen Blogs.


Vielleicht reife *ich zu einem mit-Sprecher für die Gleichwertigkeit und Gleichbehandlung der Menschen heran, ohne dass *ich ausser Acht lassen möchte, dass die Ungleichheit, die Brutalität, die Anmassung und Ausbeutung nicht auch einen ziemlich gewichtigen Teil zu ALLER und auch Unserer Entwicklung beigetragen hat und dazu wohl auch nötig war.

Abschätzigkeit, Gewalt und Zerstörung sind ebenso Entwicklungstreiber, wie die Friedlichkeit, die Verlässlichkeit und Zärtlichkeit Entwicklungslockmittel sind.

Doch WAS (welchem Bereich) wollen Wir uns in Zukunft mehr hingeben?

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