Dienstag, 24. Juli 2012

Der Glaube in das Geld

Haben Sie schon das Geld-Gedicht gelesen, das ich am 14.07.2012 in der SprechLichtung eingestellt habe?

Gestern las ich eine Rezension in der FAZ, die mich aufhob und etwas wohlig schüttelte, weil ich darin Bestätigung für einige meiner Worte und Sätze in dem Gedicht bekam, von unerwarteter Seite, eigentlich völlig unerwartet und Sie wissen vielleicht, wie das ist mit etwas, das Mensch selbst schöpft, meist ist Mensch damit unsicher: Ist das gut so, ist das richtig so, gefällt das, passt das?

Selbstverständlich geht es auch *mir mit jeden Satz so, und *ich bin jeweils sehr froh und manchmal auch sehr glücklich, wenn *ich Zustimmung oder auch einfach nur Aufmerksamkeit (Klicks) erfahre, für einen Beitrag, den *ich geschrieben habe. Ich denke, da sind Sie Alle mit mir einig, dass das schön ist. 
Nun gut, Gestern lass *ich also diese Rezension und war ganz hin und wegg, aber warum eigentlich?

Ist doch klar, dass auch ich nur in ein allgemeines Gemurmel eingebettet bin, und hier und dort ein-Es aus diesem Gemurmel aussteigt, die Hand hebt, vielleicht, wenn Es oder es besonders wichtig ist, auch mit den Fingern schnippt und ganze Sätze spricht, ob richtig oder falsch, ob passend oder daneben, ist dabei erst mal unwichtig. Hauptsache es ist für ander-Es verständlich, ohne Genuschel.

So auch *ich und dabei, auch wenn ich durch die Rezension etwas Bestätigung erhalten habe, ist noch längst nicht geklärt, ob das, was *ich geschrieben habe, über den Zusammenhang von Fantasie und Geld, und Glaube und Kapitalismus, der Wirklichkeit entspricht, oder eben Fantasie ist, allerdings, wenn es falsch ist, eine dumme Fantasie und keine wissende?
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Blick auf die Marheineke-Markthalle
in Berlin-Kreuzberg, von meinem
Lieblingsplatz in der BrezelBar
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Aber genug Vorgerede, hier nun die gestrige Rezension und im Anschluss für Sie noch einmal das Geld-Gedicht und eine heutige NachRede.

Titel: Aus dem Evangelium des Marktes
Untertitel: Der Kapitalismus denkt nicht: Christina von Braun zeigt in ihrer Kulturgeschichte des Geldes, warum wir uns seinem ambivalenten Charakter aussetzen - und wie nahe wir damit der Theologie kommen.
Von LENA SCHIPPER, aus der Frankfurter Allgemeine Zeitung, vom 23.07.2012.

Anfang Juni bildeten sich vor den griechischen Bankautomaten lange Schlangen besorgter Bürger: Nach einer unentschiedenen Parlamentswahl sollte es Neuwahlen geben. Ihr Ausgang würde über das Schicksal des Landes entscheiden - Euro oder Drachme, Stabilität um den Preis der Souveränität oder Selbstbestimmung um den Preis sämtlicher Sicherheiten. Aus Angst, dass das zweite Szenario Wirklichkeit werden könnte, holten die Leute ihr Geld von der Bank und versteckten es unter Matratzen, hinter Kleiderschränken und in Blumentöpfen.

Die Ausgangssituation wie auch die Reaktionen der griechischen Bankkunden bestätigen die zentrale These, die Christina von Braun in ihrer eben erschienenen Kulturgeschichte des Geldes vertritt. Geld ist eine abstrakte Größe, sein "Realwert" somit eine Illusion {Warum bin ich da erst jetzt drauf gekommen!?}. Die Existenzgrundlage der modernen Geldwirtschaft ist schlicht der Glaube ans Geld. Entgegen einer weitverbreiteten Ansicht speist sich dieser Glaube aber nicht aus sich selbst, sondern ist für seine Überzeugungskraft auf eine letzte Deckung angewiesen: das menschliche Leben. Einerseits bietet die auf Geld basierende Wirtschaftsordnung unserer Gesellschaft so enorme Chancen, ihren Wohlstand zu vermehren, und ist erst die Voraussetzung für die vielfältigen individuellen Entfaltungsmöglichkeiten, die ihren Bürgern mittlerweile offenstehen. Andererseits zahlen wir dafür jedoch den Preis ewiger Unsicherheit. Sobald das Geld in eine Krise gerät, fühlen wir die Folgen ganz konkret: durch Arbeitslosigkeit, Armut, die Zerschlagung von Lebensträumen. Weil die Funktion des Geldes auf Illusion und Irrationalität beruht, sind Krisen jedoch nur schwer vorhersehbar - die Beglaubigung des Geldes durch das menschliche Leben funktioniert nur retrospektiv. Die Vorstellung, dass es zu einer Situation kommen könnte, in der keiner mehr ans Geld glaubt, löst deswegen enorme Ängste aus {Somit haben Wir die Fantasie zwar ausgelagert, jedoch die Angst im Selbst behalten, ein "SelbstBehalt", wie bei einem Kredit oder einer Versicherung, ohne zu begreiffen, dass Wir damit auch das Korrektiv und den Platz für die Dämpfung der Angst ausgelagert haben, denn das ist die Phantasie, oder?}. Genau daraus speist sich seine Fähigkeit, das menschliche Leben gleichermaßen möglich zu machen und in seinen Dienst zu stellen.

Zu diesem Schluss kommt von Braun auf der Grundlage einer Tour de Force durch die Kulturgeschichte des Geldes, die eine Vielzahl herkömmlicher Beglaubigungsformen des Geldes als Illusion entlarvt. Während die Deckung des Geldes durch materielle Werte wie Gold oder andere Edelmetalle nur so lange funktionierte, wie diese mit theologischem Symbolwert aufgeladen waren, bot die Deckung durch staatliche Autoritäten statt Verlässlichkeit vielfältige Gelegenheiten zu Betrug und Schummelei. Stattdessen identifiziert von Braun das symbolische Opfer als die einzig überzeugende Deckung des Geldes, wodurch frappierende Ähnlichkeiten zwischen der christlichen Heilsbotschaft und dem Versprechen des Geldes deutlich werden. "Die Finanzwirtschaft", so von Braun, "steht keinem ,Fachgebiet' so nahe wie der Theologie."

Diesen Schluss verdeutlicht die Autorin anhand der Ursprungsgeschichte des Geldes, wobei sie Narrative aus Psychoanalyse, Philosophie und Soziologie mit Einsichten aus Wirtschafts-, Kultur- und Geschichtswissenschaft zu einem erhellenden intellektuellen Panorama verbindet. Sie erläutert einleuchtend, wie das symbolische Opfer der männlichen Fruchtbarkeit in der Antike die abstrakte Fruchtbarkeit des Geldes, also seine Vermehrung, ermöglichte, wodurch Männer zu "Agenten" des Geldes und das Geld männlich besetzt wurde. Dieses symbolische Opfer findet sich in der modernen Finanzwelt ganz konkret wieder: Finanzschwache Amerikaner bezahlten in der Subprime-Krise für den allgemeinen Verlust des Vertrauens ins Geld mit dem Verlust von Hab und Gut und Zukunftsperspektiven. Fondsmanager, Investmentbanker und andere moderne Agenten des Geldes hingegen opfern ihre Zeit und ihre Entscheidungsfreiheit für den Dienst am Geld und werden dafür mit seinem Besitz entschädigt. Es ist fraglich, ob dieser Umstand tatsächlich die exorbitanten Gehälter und den geringen Frauenanteil in der Finanzbranche erklärt, wie von Braun meint. Interessant ist der Ansatz jedoch allemal. {Sie könnten dazu auch noch einmal den Beitrag: "Von der Tarnung der Wirklichkeit", vom 21.07.2012, lesen.}

Einleuchtender muten die Parallelen an, welche die Autorin zwischen Theologie und Ökonomie zieht. Wenn die Grundlage der Geldwirtschaft der Glaube ist, so wird wie im Christentum der Zweifel zum größten Frevel. Nicht umsonst begründen Politiker und Ökonomen ihre Entscheidungen und Handlungsempfehlungen zunehmend mit der Angst vor einer negativen Reaktion der Märkte. Die Märkte repräsentieren die alltägliche Macht des Geldes, Zweifel an der Gültigkeit ihrer "Entscheidungen" führen möglicherweise in die nächste Katastrophe.

Anders als etwa der Berliner Kulturwissenschaftler Joseph Vogl, der dem Geld vor zwei Jahren in seiner Polemik "Das Gespenst des Kapitals" diese Nähe zur Theologie zum Vorwurf machte, findet von Braun den Umstand an sich nicht problematisch, soweit wir uns die damit einhergehenden Dynamiken bewusstmachen, eröffnet das Geld doch gerade dank seines abstrakten Charakters neue Perspektiven und Möglichkeiten zur zivilisatorischen Entfaltung. So betrachtet von Braun die modernen Intellektuellen ebenso als ein Produkt des Kapitalismus wie den Feminismus und andere emanzipatorische Bewegungen des neunzehnten und zwanzigsten Jahrhunderts.

Der Kapitalismus denkt nicht {Naja, also bitte! Ein wenig schon.}; er {kein Wunder, dass ich so wenig Frauen darin und zur Kommentierung gefunden habe, siehe auch "Von der Tar..."} ist für die Erzeugung seines "Geistes" auf seine Kritiker angewiesen. Die finden ihr Auskommen wiederum nur darin, dass das System, das sie kritisieren, weiterhin besteht, um nicht in den Status ihrer Vorgänger zurückzufallen, deren Leben an der Großzügigkeit der Machthabenden hing. Der Feminismus wiederum ist mit Schumpeter eine "ihrem ganzen Wesen nach kapitalistische Erscheinung" - ein Resultat der Individualisierungstendenzen, die mit der industriellen Revolution aufkamen und traditionelle Gemeinschaftsstrukturen durch eine von Individuen dominierte Gesellschaft ersetzten.

In beiden Fällen zahlen die betroffenen Gruppen allerdings wiederum den "Preis" des Geldes, denn die alte Abhängigkeit wird durch eine neue ersetzt: Intellektuelle wie Feministinnen unterliegen nun anstatt überkommenen Rollenbildern der Logik der Märkte. Von Brauns radikalere Kolleginnen dürften wohl argumentieren, dass dies zumindest im Fall des Feminismus nur weitere Abhängigkeiten geschaffen hat, während die alten ungehindert fortbestehen.

Es ist der Autorin hoch anzurechnen, dass sie diese charakterliche Ambivalenz des Geldes durch das gesamte Buch hindurch verfolgt. So erteilt sie im Schlusswort den Utopisten, die das Geld und damit seine Krisen abschaffen wollen, eine eindeutige Absage. Man kann Irrationalität nicht besiegen, aber man kann damit umgehen lernen.
Ende Rezension.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main.
Das Buch: Christina von Braun, "Der Preis des Geldes". Eine Kulturgeschichte.
Aufbau Verlag, Berlin 2012. 510 S., geb., 34,- €.

Und nun,

ein Geld-Gedicht:

Geld ist Materie mit viel Phantasie. Das ist doch Was!?
Materie mit Phantasie, damit der Schöpfung Gleich. Gleich ist Ähnlich!
Geld ist dem Menschen Gleich, jedoch nicht das Selbe.
Nur ein Mensch ist ein Selbst.
Jedes Mensch ist ein Selbst.
Geld ist ohne Selbst, aber mit viel Phantasie und aus Materie.
Ist Phantasie mit Materie, oder ist Phantasie ohne materielle Grundlage, ohne Gemüt, ohne "Herz"?
Das Mensch ist dem Geld Gleich, aber inzwischen fast ohne Phantasie.
Phantasie ist ein Vermögen und damit dem Geld Gleich.
Geld ist ein Vermögen und damit Gleich der Phantasie.
Geld ist phantastisch. Geld = Phantasie.
Was viel Geld hat, hat viel Phantasie, das dann aber im Selbst fehlt.
Die Phantasie steckt im Geld und fehlt im Selbst.
Im Geld ist die Phantasie Selbst-Los.
Ein Selbst ohne Phantasie, hat auch viel Geld.
"Künstler" ohne Phantasie, haben viel Geld.
Nur Menschen, die Phantasie für käuflich halten, haben viel Geld.
Die Phantasie steckt im Geld drinn.
Kapitalismus ist ein phantastisches Wirtschafts-System.
Das Mensch ist die Quelle und als solche fast unerschöpflich.
Das Geld wird mehr und mehr und mehr und mehr ...
Das Mensch gibt reichlich ab.
Je mehr Phantasie das Mensch in das Geld steckt, umso weniger bleibt für den Menschen.
Einfache Rechnung oder Spekulation?
Der Kapitalismus ist vom Menschen geschaffen worden, um von der Phantasie befreit zu sein.
Denn dem Glauben ist die Phantasie ein Greuel.
Und das Mensch glaubt lieber.
Dem Glauben ist die Phantasie fremd.
Denn, ist Gott eine Phantasie, oder ein Druckmittel?
Ist das Paradies eine Phantasie, oder eine Quelle der Scham?
Die Phantasie ist Leichtigkeit, dem Glauben ist das fremd.
Hier endet das Gedicht.
.
Hier beginnt die Phantasie.
Wenn Sie nachrechnen, hat auf etwa der Hälfte des gesamten Geldes der Menschheit und des darin und daneben angesammelten Vermögens, ungefähr EIN Prozent der jeweils existierenden Menschen die Hände drauf.
Die AnZahl des Geldes, welches zwischen den Banken und deren Computern und Börsen hin und her gerechnet und auf und abgezählt wird, ist inzwischen (2012) über 16 (sechzehn) mal höher, als die Summe aus allen menschenweit gezahlten Löhnen (etwa 42 Billionen Euro) und (+) dem Wert aller menschlicher Gewerke und Unternehmen (etwa 50 Billionen Euro). 
15oo Billionen geteilt durch 92 Billionen ist 16,304... 
Da steckt doch enorm viel Phantasie drinn, oder?
Und die fehlt in Uns Allen.
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Aber mir ist nicht Bange, dass Wir das, was noch schwebt und das, was noch falsch verstanden ist, wieder auf den Boden und auf die Beine stellen, denn eine weitere Erkenntnis habe *ich aus vielen Einsichten und Erlebnissen, und dem mir zugänglichen Wissen erworben:
Die Natur, das DaSein entwickelt stets die Unstände und Dinge, die es zum Wachstum und zur Verbesserung, zur Optimierung und Verschönerung braucht.

Die für Uns Menschen dabei bedeutende Frage ist nur: Wie lange braucht das DaSein Uns Menschen noch dazu?

Denn Eines denke *ich, fällt VIELEN in Uns noch sehr schwer zu begreiffen: wir Menschen sind nichts Besonderes, alles was Wir sind und können, sind und können Wir, nur durch, in und mit der Natur: 
Bewusst-Heit (Lesen Sie dazu auch: "Hat das Mensch einen freien Willen?", hier in diesem Blog) und Fantasie sind Gaben des DaSein, keine Menschheits-(besonder-)Eigenentwicklung, wie Viele anscheinend GLAUBEN, aber wie Sie oben lesen und auch wissen, ist das mit dem Glauben so eine Sache.

Wissen Sie. Das ist besser, glauben:-) Sie mir.

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