Dienstag, 10. Juli 2012

Ein "demokratischer" Fisch?

Ein weiterer Fund, der *mir bestätigt, was Sie wahrscheinlich schon längst begriffen haben, dass das Mensch auch ein Tier ist und daher auch mit den Mit-Tieren verglichen werden darf, vielleicht sogar muss. Das Mensch im Spiegel der Mit-Tiere, aber ich möchte Sie nicht verschrecken mit allzu viel Tierischem, trotzdem biete ich Ihnen folgendes an:

Aus Frankfurter Allgemeine Zeitung, vom 14.03.2012.
Autorin: Manuela Lenzen:
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Notemigonus crysoleaucas
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Titel: Konsensfische
Untertitel: Wie Ignoranz die Demokatie befördert

»Ignoranten sind eine Gefahr für die Demokratie. Wie leicht könnten sie in ihrer Ahnungslosigkeit dem erstbesten Demagogen aufsitzen! Stimmt nicht, sagen Ian D. Couzin und Mitautoren: Uninformierte Individuen befördern den demokratischen Konsens - jedenfalls bei Notemigonus crysoleaucas, einem schwarmbildenden Süsswasserfisch ("Uninformed Individuals Promote Democratic Consensus in Animal Groups", in Science, Band 334, 16.12.2011. Den vollständigen Artikel aus der Science finden Sie auch hier:
Hat dieser Fisch die Wahl zwischen einem gelben und einem blauen Ziel, wählt er gewöhnlich das gelbe. Die Forscher trainierten nun einen Teil der Fische darauf, immer zum blauen Ziel zu schwimmen, andere bestärkten sie darin, sich dem gelben zuzuwenden. In einem Schwarm, der zum grössten Teil aus den auf Blau trainierten und nur zu einer Minderheit aus den auf Gelb orientierten Fischen bestand, strebte die Minderheit dennoch unnachgiebig zum gelben Ziel und zog regelmässig den ganzen Schwarm mit sich. Setzten die Forscher jedoch Fische ohne Präferenz für eines der Ziele hinzu, schwammen die nicht etwa den wenigen Meinungsmachern hinterher, vielmehr sorgten sie dafür, dass sich die Mehrheitsmeinung durchsetzte.
Mit dem Fisch-Experiment bestätigen die Forscher ein Computermodell. Die dortigen Modellorganismen vermieden mit ihren Nachbarn zu kollidieren, und sie zeigten die Tendenz, sich ihnen anzuschliessen. Die entscheidende Variable war nun die Stärke der Präferenz, die "Radikalität", die sich im Beharren auf dem eigenen Ziel zeigte. War die Präferenz der Mehrheit genauso stark ausgeprägt oder stärker als die Minderheit, setzte sich die Mehrheitsmeinung durch. War die Präferenz der Minderheit jedoch wesentlich stärker als die der Mehrheit, dann konnte die Minderheit die ganze Gruppe unter ihre Kontrolle bringen. Kamen nun aber uninformierte Individuen ohne eigene Präferenz hinzu, übernahmen sie die Ansicht, die in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft vorherrschte, und verstärkten damit massiv die Mehrheitsmeinung. Vorausgesetzt, der Mensch wäre zu ähnlicher Ignoranz wie ein Fisch fähig, würde das auch etwas für die soziale Entscheidungstheorie bedeuten.»
Ende FAZ-Artikel.
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Notemigonus crysoleaucas in Menschenhand
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Ist das Mensch zu ähnlicher Ignoranz fähig? Ich denke ja, aber ...

Für *mich ist nun die Frage, ob "Fische ohne eigene Präferenz" überhaupt mit Ignoranz gleichzusetzen ist?
Nur weil ein-Es weder auf Rot noch Schwarz geeicht ist oder darauf abfährt, muss Es nicht ignorant sein, Es kann ja auch auf Grün abfahren, oder auch auf Braun oder auf Blau; Was (Er + Sie + als was immer ein-Es daSein möchte = Was) weiss das schon?

Und, wenn ein-Es gar keine politische Meinung ist, geht Es dann überhaupt zu einer Wahl und greift somit in den demokratischen Prozess ein, oder ist Es vielleicht eher Nicht-Wähler?

In welchem Stadium der menschlichen Entwicklung, wäre so ein Fisch-Mensch-Vergleich haltbar gewesen, vielleicht, hier in Deutschland, während der Weimarer Republik, sind so die Ergebnisse der 32er und 33er Wahlen erklärbar, die Masse läuft einer starken und zu allem entschlossenen Minderheit brav hinterher?

Klar ist, dass Wir Menschen eine Sorte Tier sind und Unser Verhalten sicherlich auch mit tierischem Verhalten vergleichbar ist, aber dann bitte die passenden Umstände und die passenden Begrifflichkeiten und die stimmen im obigen Forschungsbeitrag nur wenig.

Für *mich ist die Ignoranz die Abwesenheit, ja in schlimmeren Fällen sogar die Ablehnung, einer Meinung oder Interesses für/zu einem Wirklichkeits-Bereich und nicht bloss die Unentschiedenheit oder Unentschlossenheit vor einer Wahl, vor einer Entscheidung.

Da wurden rote Äpfel mit grünen Äpfeln verglichen, süsser Geschmack mit saurem, obwohl der Gegenstand eine ähnliche Form und einen "gleichen" Namen trägt, aber eben nicht den SELBEN.
Was die menschlichen Umstände angeht, die vielleicht mit den fischlichen vergleichbar sind, neige ich zur Diktatur. In der Diktatur sind die Verhältnisse, den in der Versuchsanordnung geschilderten am ähnlichsten, und die Menschen in Staaten mit Ein-Personen- oder Ein-Parteien-Herrschaft verhalten sich ähnlich oder sogar den Fischen gleich.

Präferenz-Losigkeit ist das blosse Interesse überleben zu wollen, mehr nicht, aber auch nicht weniger. Präferenz-Losigkeit in einer oder in mehreren Wirklichkeits-Richtungen ist Eingeschränktheit, Fokussiertheit, oder auch Borniertheit oder Behinderung, muss aber nicht Ignoranz sein.

Jedes Lebewesen, also auch das Mensch, welches mehr wünscht, als blosses ÜbesLeben, baut Neigungen und ZuNeigungen zu Dingen und EsLebeWesen auf, die vielleicht sogar dem Überleben gefährlich werden können, die aber allermeistens das ÜbesLeben zum Esleben - also mehr als nur "Üb" - erweitern.

So zumindest fühle und empfinde Oliver-August Lützenich das. Und *ich wusste gar nicht, wie weit schon das blosse ÜbesLeben reicht, Mensch kann es darin einigermassen bequem und halbwegs wohlig einrichten, so hat das die Natur eingerichtet.

Es ist ganz schön viel Platz in der Ignoranz, da kann Mensch es drinn schon etwas aushalten, da braucht es das weitergehende Interesse gar nicht. Besichtigen kann Mensch das Weltweit.
Aber die Tendenz weist eindeutig in Richtung EsLeben, was uns Menschen angeht, das ist es, was die Natur in Uns fordert und fördert, auch das fühle und spüre ich.

Dazu in den nächsten Tagen noch etwas mehr.

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