Freitag, 6. Juli 2012

Die Natürlichkeit der Existenz und Myxomyceten

In Fortsetzung des vorherigen Beitrags (w-Es (Sie + Er + als was auch immer ein-Es daSein möchte = w-Es) verführt die Forschung zur Freiheit?), im selben F.A.Z.net-Blog, gab es auch eine kleine Miss-Stimmung zwischen *mir und einem anderen Kommentator, was Begriffe und deren Inhalt angeht, insbesondere die Begriffe: NaturGesetz und Natürlichkeit, und *ich erfuhr eine Korrektur, was meine gute Meinung zu Ernst Mayr angeht. Ernst Mayr bleibt aber deswegen weiterhin ein geschätzter Forscher, wenn auch etwas in Ihm in die, vom aktuellen Wissensstand und der Herzensbildung aus gewertet, in die falsche Richtung deutete, aber bei der Herkunft und der Stimmung in die Wir (*ich bin da mit einbezogen) hineingeboren wurden, war das fast zu erwarten. Am Ende deute ich in eine Richtung, die mir, für Uns Anerkennenswert, ja sogar als Vorteilshaft erscheint.

Und endlich habe *ich mal Gelegenheit ausgiebig eines fernen Verwandtes zu huldigen, das mir Anfangs, bei der ersten Begegnung, etwas Angst gemacht hat, aber sich bei näherer Betrachtung und Beschäftigung als faszinierendes Lebewesen und Lebensform erwiesen hat:
Die Myxomyceten: Eumycetozoa Myxogastria, das "Schleimpilz". Soooo vielfältig! 

Aber staunen Sie selbst:
.
Fruchtkörper von Myxomyceten
.
Was ich noch kurz zu diesen Fruchtkörpern schreiben möchte, vor den Kommentaren aus dem F.A.Z.net-Blog, ist:
Diese Fruchtkörper bestehen aus Millionen von einzelnen Myxomyceten, die sich auf einen Umgebungsreiz hin, auf eine Umweltveränderung hin, auf Sammelpunkte zubewegen und sich dann zu einem "grossen" (in mm-Grösse) Blütenkörper formen, wie Sie es oben und weiter unten in grosser Vielfalt bewundern können. Um diese Fruchtkörper zu bilden, geben die Myxomyceten die Individualität völlig auf, jedes einzelne  Myxomycet verschmilzt mit den Millionen anderen Myxomyceten zu einem für Sie und *mich klar erkennbaren EinzelOrganismus, das nur zu einem Zweck gebildet wird, die Kette der Lebendigkeit in der RaumZeit fortzusetzen. Die völlige Selbst-Aufgabe zur Bildung eines grösseren Selbst, zur FortPflanzung.

Jetzt könnten Sie selbstverständlich fragen, wenn Sie das trauen, aus was Sie und *ich bestehen; und wofür diese ZellGemeinschaft das Einzel-Selbst aufgegeben hat, um so ein schönes Lebewesen zu formen, wie Wir Menschen es zum Beispiel sind?; oder auch die Katzen, die Hunde, ..., aber gut, hier nun die Kommunikation zu einem verwandten Thema aus dem F.A.Z.net-Blog:

gelegentlich, 03. Juli 2012, 21:49

Haha, Ernst Mayr! Wenn man sich durch sein ziemlich dickes Hauptwerk hindurch gelesen (durchaus nicht gequält!) hat findet man was in seiner Schlußbetrachtung? Ein nicht mal verschämt-verdruckstes Plädoyer dafür, mehr Steuermittel dafür einzusetzen, dass Leute seines Schlages (also die vermeintlich Intelligenteren) sich verstärkt vermehren und die auf den unteren Rängen Sitzenden weniger stark. Hat Sarrazin da abgeschrieben?

Er hat also einen gerade frechen überdimensionalen Dunning-Kruger-Faktor. Das hat mich als jungen Menschen doch stark am Begriff der Intelligenz zweifeln lassen. Reines Bauchgefühl, natürlich. Heute, älter geworden, würde ich verächtlich von Teilbegabung sprechen.

Oliver-August Lützenich, 04. Juli 2012, 13:39

@gelegentlich: wenn das mit der Überheblichen-Vermehrung von Ernst Mayr stimmt, dann nehme ich ihn etwas zurück und schicke lieber den Charles Darwin vor, denn dann war der Ernst Mayr wohl doch zu stark vom anderen Ernst Haeckel und auch von Thomas Robert Malthus beeinflusst und von der Angst, ja gar Panik vor dem "Zuviel des Weniger (Besitz, Wissen, Anmassung, Gefühlsdämpfung)" und der Angst, zu kurz zu kommen, als Mehr (Besitzer, (besser?) Wisser), die im Über-heblichen so gerne blüht und die, wie Wir schmerzlich erlitten haben und erleiden, in Unter-Drückung und Aus-Schliessung mündet. So viele Kleine, die Gross raus kommen, sind davon ganz gefangen irgendwann. Schade.

Je weniger ein-Es ist (auch eine Gruppe an Anzahl), je mehr Es hat (an allgemeinem Vermögen), umso grösser ist die Angst. Umso weniger zählen die Viel-Es, die zwar Mehr sind, aber ...; die wenig-Es möchten sie gerne los werden oder noch mehr beschränken. Leider, ein natürlicher Reflex.

Aber so Natürlich es ist, das "Wer hat, dem wird gegeben", also die Natur der Gravitation folgt, umso mehr stelle *ich die Frage, ob das weiterhin so bleiben muss?

Ja, die Gravitation ist ein/e NaturGesetz / Kraft und auch die Lebendigkeit muss diesem Anhäufungs<-Zwang folgen. Überall wird angehäuft und vor den Weniger - den Anderen -, verborgen und vorenthalten, aber müssen wir Menschen dieser natürlichen VorEinstellung weiterhin so Bedingungslos folgen?
Ich finde, Nein.

gelegentlich, 04. Juli 2012, 14:17

@Oliver-August Lützenich: Ja, das steht in seinem Standardwerk Animal Species and Evolution. 1963. Deutsch: Artbegriff und Evolution. 1967. In seinem Ausblick am Schluss. Faszinierendes, epochales Werk, ganz gewiß. Als Persönlichkeit aber letztendlich doch eine mickrige Flachpfeife, nicht einmal zu eitel solche Gedanken öffentlich zu äußern (wenn man sie denn schon hat).

Dass alle Menschen gleich sind ist für einen Biologen natürlich absurd. So zu tun als ob es so sei ist aber die pragmatisch brillanteste Forderung - oder meinetwegen die am wenigsten schlechte, was die Ordnung der politischen und rechtlichen Verhältnisse angeht. In diesen Tagen, wo die mit Dunning-Kruger reich gesegneten Menschen hier, auch mit Hilfe ihrer Domestiken in den Medien, aufheulen, weil die bösen Franzosen angeblich unser Geld stehlen, sollte man ruhig mal würdigen wer diese Idee popularisieren konnte.
.
Ein einzelnes Myxomycet neben Kieselalgen
.
T.I.M., 04. Juli 2012, 19:38

@Vroni / gelegentlich: Wie wird das erst, wenn wir gentechnisch diverse Eigenschaften unserer Kinder vorbestimmen koennen? Zumindest muessen sich dann die Evolutionsbiologen keine Sorgen mehr darum machen, dass sich "dumme" Gene vermehrt fortpflanzen.

Wenn man einen Moment mal die Definition hinnimmt, dass Intelligenz ist, was der Intelligenztest misst, dann findet man ohnehin die erstaunliche Korrelation, dass in allen Industrielaendern die durchschnittliche Intelligenz ueber die Jahrzehnte stets zugenommen hat, wohingegen sich spaetestens seit WWII die unteren sozialen Schichten ueberdurchschnittlich stark vermehren (oft bei gleichzeitigem sozialen Aufstieg).
.
@OA Luetzenich: Gesellschaftliche Effekte mit physikalischen Phaenomenen vergleichen (wie Sie den Matthaeus-Effekt mit dem Gravitationsgesetz... im Uebrigen ist die "Gravitation" als solche natuerlich kein Naturgesetz sondern eine Kraft [Verzeihen Sie die Wortklauberei, aber sprachliche Nuancen sind Ihnen ja wichtig]) und daraus dann die "Naturgesetzlichkeit" solcher Effekte zu konstruieren ist starker Tobak. Besonders gerne werden dazu ja auch die Hauptsaetze der Thermodynamik hergezogen. Sozialdarwinismus funktioniert nach dem selben Prinzip. Da sind mir ja fast noch Mayr / Sarrazin'sche Zuchtplaene lieber, die vermeiden zumindest solche perfiden Pseudologiken.
.
Eine weitere Form des Fruchtstandes von Myxomyceten
.
Oliver-August Lützenich, 04. Juli 2012, 23:37

@T.i.m.: Ja, Sprache ist mir sehr wichtig, für *mich ist die Gravitation ein NaturGesetz, und deren Wirkung eine NaturKraft, aber die Begründung gehört nicht hierher.

Ja, ich fühle, und bin somit gewiss, dass die NaturGesetze und deren Wirkungen auch in Uns Menschen wirken. Ich bin stets erstaunt, zu bemerken, wie stark der Glaube ist, dass das Mensch ein mehr als aussergewöhnliches Lebewesen ist, fast schon ExtraTerrestrisch, oder noch besser ExtraLebendig.
Als seien Wir eine Spezialanfertigung, vielleicht sogar von Ausserhalb des üblichen DaSein, und wären fast versehentlich hier auf diesem Planeten (aus-) gesetzt worden. Derweil ist Homo Sapiens Sapiens genauso "aussergewöhnlich" wie jede Ameisenspezies; die Aussergewöhnlichkeit ist stets nur der Abstand, den eine Spezies von der Anderen trennt und Unterscheidet, mehr nicht; ich als Mensch, bin nicht "aussergewöhnlicher" als Ectemnius lapidarius, die Grabwespe; ich vermute, Sie brauchen nur die Ergebnisse der Bionik und der Nanotechnologie zu nehmen.

Zumindest *ich, bin daraufhin etwas kleiner geworden, im Abstandhalten zu den Mit-Lebewesen und zur MitWelt. Sie steigern den Abstand zur "perfiden Pseudologik" und versteigen-s ich dazu, dass Ihnen Zuchtpläne lieber seien, als die Annahme, dass Wir Natur sind und die Natur somit auch in Uns wirkt. Das, finde *ich, ist kein starker Tobak mehr, das ist schon eine richtige Nebelkerze. 

Aber Bitte, *ich lerne gerne, erklären Sie mir, wie Homo Sapiens es schafft die NaturGesetze und deren Wirkungen so abzuschirmen, dass sie in und zwischen Uns nicht mehr wirken, sondern nur um Uns herum. Dass also Einzel- und GesellschaftsPhänomene des Homo Sapiens nicht mit NaturPhänomenen in Zusammenhang gebracht werden können. Es also quasi einem Sakrileg gleich kommt, einen natürlichen menschlichen Effekt, wie den Matthäus-Effekt, mit der Gravitation zu begründen, oder Menschen-Massen-Bewegungen mit Massen-Phänomenen (Schwarm-Verhalten) der Mit-Lebewesen und diese mit der Brownschen Bewegung zu verbinden, mit dem Verhalten nicht-linearer (chaotischer) Systeme. Soweit *ich das bisher weiss, ist ein Mensch aus Atomen, Molekülen, GrossMolekülen, Zellen, Zellverbänden aufgebaut, also aus natürlichen Materialien und Systemen, wo ist da für Sie die Trennung zur Natur, also die Grenze, der Spalt, der Uns von NaturGesetzen und -Kräften absondert?
.
Diemal ganz in Grün. Fruchtkörper von Myxomyceten
.
Oliver-August Lützenich, 05. Juli 2012, 20:51

Es könnte ohne weiteres sein, dass Wir die Krisenhaftigkeit unserer Existenz und damit auch einiges an Leid, in und um Uns herum, erst dann bewältigen können und damit FÜR Uns zur Freude wandeln, wenn das Einzelne und bald darauf das Menschheit, die volle Natürlichkeit der menschlichen Existenz an-erkennt und damit auch begreift. Wir sind Anders, als AllEs und All-Es andere, aber das kann auch ein Nashorn behaupten, oder eine, der von mir gemochten Myxomyceten.

DaSein ist jeweils anders-daSein; DaSein / daSein ist eine einzige Aussergewöhnlichkeit, selbst in der selben Spezies; darin und in einigem mehr sind Wir Alle Gleich, ja sogar dieSelben, da Uns Alle im DaSein die jeweilige Aussergewöhnlichkeit eint. DaSein ist Einzigartigkeit in der Andersartigkeit, noch scheint das mehr Angst zu verbreiten, als es ein Glück ist; aber das liesse-s ich ändern, viel Glück dabei!
.
Sind Sie nicht schön, auch in Orange-Rot!
Fruchtkörper von Myxomyceten auf Rinde
.


T.I.M. 06. Juli 2012, 16:47



Sehen Sie werter Herr Luetzenich, genau das meine ich mit Pseudologik. Natuerlich wirkt die Gravitationskraft auch auf Menschen, genau wie auf jede andere Materie. Das heisst, salopp gesagt, wer sich zu weit nach vorn beugt fliegt auf die Fresse. Und ja, Massen ziehen sich an. Es gibt noch andere Kraefte, die dem entgegenwirken (sonst gaebe es ja kein Universum) - und ob am "Ende" das Universum wieder in sich zusammenstuerzt oder nicht ist noch nicht endgueltig geklaert.



Eine Schlussfolgerung in dem Stil "Geld besteht aus Atomen und hat Masse, Massen ziehen sich an, also folgt dass Geld sich zwangslaeufig auch akkumuliert (aka, der Teufel scheisst immer auf den groessten Haufen) ist aber natuerlich Humbug. Jetzt haben Sie freilich nicht genau das behauptet, aber Ihre Argumentation geht in eine solche Richtung.

Das Gravitationsgesetz beschreibt die Wirkung von Massen aufeinander, nicht weniger aber auch nicht mehr. Jede "Anwendung" ueber den rein mechanischen Geltungsbereich hinaus ist nicht statthaft und aehnlich wertlos wie die Behauptung, eine Sache sei so, weil Gott es so wolle. Nur kann man bei letzterer Argumentation die religioese Un- oder Nichtlogik sofort erkennen, wohingegen ein unzulaessiger Rueckgriff auf scheinbar unangreifbare Naturgesetze dem ganzen eine ungerechtfertigte pseudo-wissenschaftliche Tiefe verleihen soll. Das ist Vortaeuschung falscher Tatsachen, Missbrauch der Wissenschaften und als rhetorisches Mittel perfide!

Oliver-August Lützenich, 06. Juli 2012, 22:57

@T.I.M.: Dass die fast schwächste NaturKraft (die "dunkle" Energie scheint noch schwächer zu sein), die Gravitation, nicht die einzig Bewirkende dieser Effekte der Sammlung und Anlagerung von geringen Massen an vorhandenen Massen ist, scheint mir auch so, dazu zählen sicherlich auch Fern-Wirkungen selbst der Kern-Kräfte, auch wenn die nur auf sehr geringe Entfernungen wirken oder abgeschirmt werden, aber die Tendenz zur Ansammlung ist eine Konstante im Universum, auch wenn es einen Faktor gibt (die oben erwähnte "dunkle" Energie), der das Ganze ausweitet.

Aber egal, ob das Mensch nur als und im Mensch diese Konzentrations-Effekte bewirkt, oder ob Wir so handeln, weil in und durch Uns auch Naturkräfte wirken, meine Frage ist: Muss dieser Effekt so bleiben, also müssen Wir weiterhin Unserer Natur oder eben auch der Natur zu dieser Handlungsweise bedingungslos folgen?

Diese und weitere Fragen behandle *ich auch in meinen Blogs, besuchen Sie mich doch dort (Sie sind ja schon hier).
Schöne Tage noch.
.
Und zum Abschluss noch einmal in schillernden Farben
Möchten Sie nicht naschen?
Besser nicht. Sie sind schön, aber scheusslich im Geschmack
.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen