Freitag, 17. August 2012

Kapitalismus 03 »Permeabilität«

Beruht das DaSein auf dem Prinzip Geben und Nehmen? Kennen Sie die Begriffe Permeabilität, Diffusion und Osmose?

Und die Meisten in (mitten von) Ihnen werden vertraut sein damit, dass dieses DaSein keine vollständige Trennung kennt - deshalb hier folgend auch ein fast untrennbarer BandwurmSatz -, dass also ALLES und JEDES im DaSein in engerer oder weiterer Weise OFFEN ist. Geschlossenheit ist immer nur für eine messbare Grössenordnung möglich, daneben ist jeder Bereich, jede Haut, jede Mauer, jede Oberfläche durchlässig (Permeabel, von lat. 'per' = "hindurch" und lat. 'meare' = "passieren"), manche sogar transparent (lat. 'trans' = "hinüber, hindurch" und lat. 'parere' = "erscheinen, sichtbar werden, sich zeigen". Parere bedeutet aber auch, um das nicht zu vergessen "Folge leisten, folgen", als Hunde-mitbewohn-Es wissen Sie das sicherlich, denn welches Mensch würde nicht auf ein Bellen oder ein Schwanz-wedeln parieren, oder?). Diese Grundbedingung des DaSein: die weitgehende Offenheit und nur abschnittweise Undurchdringlichkeit im DaSein, ist eine der Voraussetzungen für die Veränderungen, die das DaSein ausmachen, neben der Möglichkeit eine Haut / Oberfläche zu bilden, also ein Innen und ein Aussen zu separieren (aus lat. 'se[d]' = "für sich, beiseite" und lat. 'parare' = "bereiten" [woraus das Wörtchen parat (bereit) haben / sein entstammt] wurde mittel-lat. 'separare' = "absondern, trennen") und somit eine Form im SEIN zu gestalten.

Ich vermute mal, dass das SEIN Formlos ist, aber das nur nebenbei. Das DaSein ist somit die darIn "schwebende" offene Form.

Daneben kennt das DaSein einen Prozess, den die Physik-Es nur unzureichend "Entropie" genannt haben und der beschreibt, dass die Inhalte und Bestandteile eines geschlossenen (die Physik-Es denken da immer an einen Idealzustand, den es aber, wie oben beschrieben, in Wirklichkeit nicht gibt) Systems stets dazu tendieren, den gesamten RaumZeit-Bereich gleichmässig auszufüllen; falls in diesem System anfangs eine UnGleich-Verteilung besteht.

Sie merken, *ich schreibe das in diesem Beitrag zum Kapitalismus, um Unser Handeln und damit auch Unser menschliches Denken, auf eine gesunde Basis zu stellen. Wenn Wir handeln, fühlen, spüren und denken, dann tun Wir das immer im Rahmen der Natur (DaSein), stets innerhalb der Lebendigkeit aus der Wir sind, mit nur wenig Haut DaZwischen, also wenig Gegenwehr vor der Auflösung der Form und des Inhalts, welches das DaSein ist.

Stellen Sie die Frage: Wie viel NUR-menschliches Wollen und Wünschen, wie viel NUR-menschliche Richtung und Veränderung ist bisher im DaSein möglich? 
Also wie unbeeinflusst und unbestimmt ist das Mensch inmitten des DaSein?
Ist der Begriff "Freiheit" dafür schon möglich- wenigstens so, wie *ich ihn fülle -, oder sind Wir noch vollständig eingebunden in eine DaSein-Entwicklung? Und das, was Wir meistens in den Begriff "Freiheit" füllen ist allenfalls eine Ahnung was noch alles ginge, wenn ...? Dann ist diese "Freiheit" aber bestenfalls eine kurze RaumZeit-Pause, eine Schwelle, zwischen den Schienen, auf den Gleisen des DaSein-Zuges in Richtung eines Uns noch unbekannten Ziels.
Könnte ja sein (SEIN!?) oder?

Wir tun, zu was Wir geschaffen wurden und Jedes Einzelne hat einen Platz darin und füllt eine kleine Facette der enormen Farbpalette der Vielfalt darin aus. Und sogar ein Wechsel der Farbe / Facette innerhalb einer persönlichen RaumZeitSpanne ist möglich (Freiheit?), dafür muss dann aber ein Anderes wieder an den nun freien Platz wechseln, aber dafür sind Wir ja nun Genug. Jedem Selbst ist also ein Zweck, ein Platz, eine Farbkombination, ein kleiner RaumZeitBereich und eine DaSein-Aufgabe zugeordnet.

Mensch darf ja wohl mal fragen: Wie Selbst-Bestimmt ist die Spezies - eine der Milliarden Spezies des DaSein - und wie Selbst-Bestimmt ist eines der Formen der Spezies darin, also zum Beispiel ein Mensch? Wie weit Selbst-Bestimmt?, ist genauer formuliert, denn wirklich ALLES im DaSein ist in Spannen ausgebreitet, also ist auch die Selbst-Bestimmung eine Spanne von 'fast gar nicht' bis 'kaum mehr fassbar'.
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Ein Ausblick auf der "Tempelhofer Freiheit". 
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Aber nun zum Kapitalismus. Der Kapitalismus ist eine Handlungsweise der menschlichen Beschränktheit. Sie wissen vielleicht, dass *ich unseren Begriff "künstlich" inzwischen als "menschlich" verwende, da der Begriff "künstlich" auf alles deutet, das vom Menschen geschaffen oder in die Spur gesetzt worden ist, um zu unterscheiden, was "natürlich" ist, also zum Beispiel auch Wir Menschen.

Der Kapitalismus ist also eine Handlungsweise im Zwischenmenschlichen, die auf Vorenthaltung/Beschränkung und Macht beruht, auf der Einsicht in diese Beschränktheit und auf dem Recht des Stärkeren. Was aber passiert, wenn sowohl die Beschränktheit, also auch der Faktor Macht schwinden, wenn also reichlich vorhanden ist und die Schwächeren stärker werden? Unter anderem, weil Sie davon wissen, dass mehr vorhanden ist, und dass Sie mit Wissen stärker sind, als es die pure Kraft schafft.

Ist der Kapitalismus so formbar, dass er diese Veränderungen der Grundlagen und der Binnenverhältnisse integrieren kann, oder brauchen Wir eine neue Weise der zwischen-menschlichen Handlungen? Kapitalismus ist ja der Gesamtbereich von der Bewirtschaftung der Natur, also Anbau, Abbau und Müll, bis hin zur Erforschung der Galaxie[en].

Zurück in den Alltag und dem dortigen, dem üblichen Gebrauch der Begriffe, aber auch der Bestätigung der von mir verwendeten Inhalte, Sie werden es lesen. Wieder einmal die für mich ernüchternde Bemerkung, dass *ich in einen Strom der Erkenntnis eingebunden bin und nicht frei schwimme, wie *ich manchmal GLAUBE. Ohne den Glauben zu schmähen, denn eins ist mir vollkommen klar: Alles menschliche (künstliche?:-) Wissen kommt aus dem Glauben, denn das Mensch ist ein Wesen des Glaubens und alles Wissen wird auch aus dem Glauben angefordert, denken Sie an die Einführenden Begriffe der Diffusion, der Osmose und der Entropie: noch ist der Bereich des Glaubens klein, aber der Bereich saugt und saugt aus dem enorm riesig gigantischen Bereich des Wissen ab, was geht und da geht viel, denn der Glaube will Wissen

Aber nun das Gespräch.
Die m*ich ernüchternden Sätze habe ich unterstrichen.
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Aus der Frankfurter Allgemeine Zeitung, vom 11.08.2012 ·  Als die Politik sich 2009 zur Überwindung der amerikanischen Immobilienkrise gratulierte, warnte Meinhard Miegel im F.A.Z.-Interview bereits mit den Worten „Staaten werden wackeln“ vor der nächsten, größeren Krise - ein Anlass zur Nachfrage.

FAZ: Unser letztes Interview liegt etwas länger als drei Jahre zurück. Damals hatte sich die Welt vom Schock der amerikanischen Hypothekenblase, dem Untergang von Lehman Brothers, erholt; alle feierten die rasche Reaktion der Politiker und erklärten die Krise für überwunden. Sie nicht. Sie erklärten vielmehr, derzeit werde die nächste Blase mit Staatsgeldern aufgepumpt, und erklärten: „In der nächsten Krise, die jetzt vorbereitet wird, werden Unternehmen, Banken und Staaten wackeln.“ Wie beurteilen Sie Ihre Prognose heute?

MIEGEL (lacht): Was soll ich dazu sagen? Schneller als gedacht wanken ja mittlerweile viele Staaten. Und was wird dagegen unternommen? Noch mehr vom Gleichen! Ungedeckte Wechsel und weitere Schulden! Versucht wird also abermals, eine platzende Blase durch eine neue, noch größere zu ersetzen. Diese möge dann, so das Hoffen und Harren mancher, in nicht zu ferner Zukunft in einem großen schwarzen Loch verschwinden. Doch diesen Gefallen wird sie uns nicht tun. Vielmehr wird auch sie platzen und voraussichtlich die ganze Welt in Mitleidenschaft ziehen. Eine wahrlich bemerkenswerte Vorgehensweise oder genauer: eine halsbrecherische Strategie. Ich halte sie für aberwitzig, nur noch aberwitzig.

FAZ: Sie sprachen damals auch von einer finalen Krise und zitierten Meinungen, die diese für das Jahr 2015 oder früher erwarteten.

MIEGEL :Diese Krise wird kommen, weil sie kommen muss. Zwar bedeutet „final“ nicht, wie manche meinen, dass dann alles zu Ende ist. Das wäre völlig ahistorisch und wirklichkeitsfern. Das Leben wird weitergehen. Enden wird jedoch die seit Jahrhunderten dominante Verhaltensmaxime der Expansion um jeden Preis, des ständigen Höher, Weiter und Schneller. Diese Maxime ist gerade dabei, sich ad absurdum zu führen. Mit ihr sind nämlich die Menschen nach einer langen Phase materieller Wohlstandsmehrung in eine Sackgasse geraten, und jetzt streiten sie darum, wie dieser wieder entkommen werden kann. Mit einem Weiter-so jedenfalls nicht. Doch zu alternativen Wegen können sich viele noch nicht durchringen.
...

FAZ: Sie wollten noch einen längerfristigen historischen Trend beschreiben.

MIEGEL: Ja, die Erschöpfung jenes expansionistischen Denkens, Fühlens und Handelns, das auch beim Euro Pate stand. Auch er ist vom Virus der Entgrenzung befallen, unter dem heute so viele Lebensbereiche leiden. Ob Managergehälter, Gütermengen oder staatliche Leistungen - alles wurde entgrenzt, und kaum einer bedenkt noch die Folgen. Entgrenzung wurde zum Selbstzweck. Warum dann - so ein verbreitetes Grundgefühl zumindest unter Politikern - den Geltungsbereich einer Währung begrenzen? Je größer, desto besser! Ob das, was da zusammengebunden wurde, auch zusammenpasst, wurde nicht gefragt und durfte auch nicht gefragt werden. Dafür zahlen wir jetzt einen hohen Preis. Stets ging es um Quantitäten und Geschwindigkeit. Beides miteinander multipliziert ergab eine Bewegungsenergie, die Europa aus der Kurve getragen hat.

FAZ: Aber so sichern und mehren wir doch den Wohlstand.

MIEGEL: Durch Quantitäten multipliziert mit Geschwindigkeit? Was hat uns denn das in neuerer Zeit gebracht? Seit 1990 sind in Deutschland die Nettolöhne und -gehälter um 45 Prozent gestiegen und die Preise um 43 Prozent. Trotz aller Wachstums- und Konjunkturprogramme treten also die meisten auf der Stelle. Zugleich hat sich das Arbeitstempo beträchtlich erhöht und die Geldmenge vervielfacht. Und wozu das Ganze? Von materieller Wohlstandsmehrung kann weithin schon lange keine Rede mehr sein und von Wohlstandssicherung nur noch sehr bedingt. Schlimmer noch: Die Grundlagen des Wohlstands wurden durch unsere Art des Wirtschaftens empfindlich beschädigt - eine Erkenntnis, zu der sich inzwischen selbst die Bundesregierung durchgerungen hat.

FAZ: Nun mag es sein, dass Löhne und Gehälter und die Kaufkraft stagnieren, aber andere Indizes sich positiv entwickelt haben.

MIEGEL: Ich verkenne nicht, dass sich der materielle Wohlstand global beträchtlich erhöht hat. Aber in den hochentwickelten Ländern befindet er sich auf dem Rückzug. Betrachtet man beispielsweise das durchschnittliche Pro-Kopf-Wachstum in der Kern-EU, dann hat sich dieses kontinuierlich von real knapp fünf Prozent in den fünfziger Jahren über drei Prozent in den siebziger Jahren auf 0,5 Prozent im ersten Jahrzehnt dieses Jahrhunderts zurückentwickelt. Setzt sich dieser außerordentlich stabile Trend fort, wird es schon in wenigen Jahrzehnten überhaupt kein Wachstum mehr geben. Der Trend weist nach unten.

FAZ: Nicht für alle. Denn es heißt ja, das obere Prozent sei immer reicher geworden.

MIEGEL: Die Fakten sind eindeutig. Von 2000 bis 2008 verzeichneten nur die obersten zehn Prozent der Bevölkerung Einkommenszuwächse. Die Einkommen der verbleibenden neunzig Prozent stagnierten hingegen oder gingen zurück. Aber neu ist diese Entwicklung nicht. Der Sozialwissenschaftler Werner Sombart geißelte sie schon vor hundert Jahren. Damals waren die Unterschiede sogar größer als heute. Und noch größer waren sie in der Antike oder im Mittelalter. Aber diese historische Sicht kann keine Begründung dafür sein, die derzeitige Entwicklung auf sich beruhen zu lassen. Denn allzu große Einkommensunterschiede spalten eine Gesellschaft wie frierendes Wasser einen Felsen. Wer sich großer materieller Wohlhabenheit erfreut, ist in besonderer Weise der Allgemeinheit verpflichtet. Entzieht er sich dieser Verpflichtung, handelt er nicht nur selbstsüchtig, sondern auch dumm. Und bei manchen Reichen frage ich mich schon, was ansonsten kluge Leute dazu bringt, so dumm zu sein?
...

FAZ: Aber dass es Fortschritt gegeben hat, ist nicht zu bestreiten.

MIEGEL: Ganz ohne Zweifel. Noch vor 150 Jahren hätte ich keinem Arzt oder Zahnarzt ausgeliefert sein mögen. Doch gemessen an den großen Versprechen und Erwartungen zu Beginn der Moderne, sind die Ergebnisse weniger spektakulär, als viele meinen. Durch menschliche Innovationskraft sollte Wohlstand für alle geschaffen werden, ein Anspruch, der gleich doppelt verfehlt wurde. Denn als materiell einigermaßen wohlhabend kann auch 250 Jahre nach Beginn der Industrialisierung erst etwa jeder siebente Erdenbürger angesehen werden, und erschwerend kommt hinzu: Ihre Wohlhabenheit gründet nicht so sehr auf technischem Fortschritt als vielmehr auf der rigorosen Ausbeutung von Umwelt und Natur. Oder was wäre der Wert einer Dampfmaschine ohne Unmengen an Kohle gewesen? Sie wäre ein Kinderspielzeug geblieben.

FAZ: Worin sehen Sie die Triebfeder dieser Prozesse? Im Kapitalismus?

MIEGEL: Ich halte den Begriff des Kapitalismus für maßlos überstrapaziert. Aus einer Vielzahl von Gründen wurden in neuerer Zeit vermutlich nur tief im Menschen wurzelnde Verhaltensweisen voll entfaltet. Und wäre nicht Karl Marx gewesen, wäre diese historische Entwicklung möglicherweise nie auf einen Begriff gebracht worden. Nun aber ist er in den Köpfen, und es ist ja auch ganz bequem, mit glattgeschliffenen Begriffen und nicht mit sperrigen Wirklichkeiten umgehen zu müssen.

FAZ: Aber dass es Grenzüberschreitungen gegeben hat, teilweise kriminelle, das werden Sie nicht bestreiten können.

MIEGEL: Gewiss nicht. Aber mir scheint es allzu billig, solche Grenzüberschreitungen und kriminellen Machenschaften nicht in erster Linie Menschen, sondern dem Abstraktum „Kapitalismus“ zuzuschreiben. Das erinnert mich fatal an das Verhalten Adams gegenüber Eva und dieser gegenüber der teuflischen Schlange im Paradies: nur keine eigene Verantwortung übernehmen! Immer ist es ein Dritter, der Teufel, Hitler, Honecker oder wer auch immer, der schuld an allem ist. Und jetzt ist es eben der Kapitalismus. Solange es einen solchen Dritten gibt, braucht man sich selbst nicht zu ändern. Aber stellen wir uns doch einmal vor, was ohne die Trägheit und Gier der meisten aus dem Kapitalismus würde: Er würde sich ganz schnell verflüchtigen!

FAZ: Wo muss man denn ansetzen?

MIEGEL: Beim Einzelnen. Spielen nicht mehr genügend Menschen mit, dann verändern sich die sogenannten gesellschaftlichen Verhältnisse von allein. Alle Weltreligionen versuchen diesen Weg zu weisen. Und selbst wenn sie damit nur mäßigen Erfolg haben - der Erfolg der Systemveränderer ist noch mäßiger. Sie brechen die Macht der einen und etablieren die Macht anderer.

FAZ: Wir benötigen also eine individuelle Orientierung?

MIEGEL: So einfach ist es nicht. Der Mensch bedarf als soziales Wesen in der Regel auch der Orientierung durch die Gemeinschaft. Und hier nun gibt es in modernen Gemeinwesen gravierende Probleme. Einerseits betreuen sie den Einzelnen fast exzessiv; andererseits lassen sie ihn alleine, wenn es darum geht, aus einer unüberschaubar gewordenen Fülle von Lebensoptionen zu wählen. Viele sind damit überfordert, nicht wenige straucheln. Ihnen fehlt eben jenes Mindestmaß an gesellschaftlicher Orientierung und damit an Geborgenheit.

FAZ: Die Vielfalt der Lebensführungsoptionen führt zu Überforderung und Lähmung?

MIEGEL: Ich glaube, dass systemische Überforderung in der Tat ein Phänomen unserer Zeit ist. Wenn junge Menschen erklären: Eine dauerhafte Beziehung oder gar ein Kind, das trauen wir uns nicht zu, dann stimmt etwas nicht bei ihnen und im gesellschaftlichen Gefüge.

FAZ: Unterdessen gibt es ja eine ganze mittelständische Industrie, die Coaching und Therapien anbietet. Bis hin zu Schamanen ist alles im Angebot.

MIEGEL: Das bestätigt ja gerade, was ich eben gesagt habe. Der moderne Mensch braucht zahllose Krücken, weil er keine eigene Verankerung mehr hat. Aber damit sind wir wieder bei der Entgrenzung. Orientierung und Grenzen haben viel miteinander gemein.

FAZ: Jetzt verstehe ich, dass Sie die Nachrichten über die dauernde Euro-Rettung mit großer Distanz verfolgen.

MIEGEL: Nicht mit Distanz, eher mit Sorge. Die Politik tut noch immer so, als gälte es eine Krise zu bewältigen, und beschwört damit die nächste Krise herauf. Doch was wir gegenwärtig erleben, ist eben nicht nur eine weitere Krise, sondern eine dauerhaft veränderte Wirklichkeit. Ich hoffe, das klingt nicht sarkastisch und erst recht nicht zynisch, aber ich sehe die derzeitigen Umbrüche mit einer gewissen Erleichterung. Eine lange historische Periode klingt jetzt aus, und das Neue können wir mitgestalten. Das eröffnet Chancen, wie es sie lange nicht mehr gab.

FAZ: Unterdessen debattieren wir über Beschneidungsgesetze. Schafft sich der Mensch die Themen, die er bewältigen kann?

MIEGEL: Ich fürchte, so ist es. Vor vielen Jahren konnte ich die Entscheidungsprozesse in einem großen deutschen Unternehmen aus nächster Nähe miterleben und dabei feststellen: Je größer die Summe war, desto zügiger wurde über sie befunden. Hakelig wurde es, wenn über das Budget des Weinkellers geredet wurde. Da wurde dann richtig gefeilscht.

FAZ: Sie haben das Denkwerk Zukunft mitbegründet? Woran arbeiten Sie da derzeit?

MIEGEL: An verschiedenen Fragestellungen. Doch immer geht es darum, die Funktionsfähigkeit einer Gesellschaft auch unter Bedingungen wirtschaftlicher Stagnation und selbst Schrumpfung aufrechtzuerhalten. Mit anderen Worten: Wir denken über einen Plan B für die Zeit nach der Expansion nach. Wie beispielsweise können unter diesen Bedingungen ausgeglichene öffentliche Haushalte, intakte Umwelt und soziale Gerechtigkeit gewährleistet werden? Dabei stimmt mich hoffnungsvoll, wie viele Menschen auch aus der Wirtschaft oder der Politik in die gleiche Richtung denken.
Ende Gespräch

Und immer noch der Miss-Glaube der Beschränktheit und der Forschung in diese Richtung, aber DaZwischen glimmt ein Licht der Erkenntnis in Jedes von Uns: lassen Sie Uns dieses Glimmen anblasen, damit es ein vergnügliches Leuchten wird.
Viel Freude Ihnen.

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